MIKROBIOLOGIE

Sie wollen gar nicht wissen, was Milben nachts auf Ihrem Gesicht treiben

Und wir sind dafür auch noch verantwortlich, schütten wir doch abends ein stimulierendes Hormon aus

JOCHEN STADLER
vom 28.09.2022

In menschlichen Antlitzen hausen Milben, die sich dort nächtens paaren. Aufgerüttelt werden sie dazu von einem Hormon, das Menschen zur Dämmerungszeit in die Haut ausschütten, um besser einschlafen zu können, nämlich Melatonin.

Kleine wirbellose Tiere wie die "Demodex folliculorum"-Milben macht es hingegen nachtaktiv. Die mikroskopisch kleinen Tierchen entwickelten sich durch ihre sehr spezielle Lebensweise in der menschlichen Gesichtshaut zu derart vereinfachten Organismen, dass sie bald mit dem Menschen eins werden könnten, meint der Mexikaner Alejandro Manzano Marin vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien. Er hat das Erbgut der Tierchen inspiziert, die dermaßen isoliert und fest in menschlichen Hautporen leben, dass sie sich "einer dauerhaften Existenz mit den Menschen nähern".

Mütter übertragen die Hautmilben auf ihre Kinder, wahrscheinlich beim Stillen. Dabei sind Temperatur und Feuchtigkeit erhöht, erklärt Marin. So trägt sie fast jeder Mensch im Gesicht und an den Brustwarzen. Hier ernähren sie sich von Talg, den die Poren abgeben. Inzucht hat die Tierchen um das Gen für die Nachtaktivität gebracht, daher sind sie auf menschliches Hormon angewiesen. Auch das Gen ging verloren, das sie bei Tageslicht munter macht. Ein Vorteil für die Parasiten, weil ihnen auch jene für UV-Lichtschutz fehlen.

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