Wie bringe ich meinem Kind den Umgang mit Fake News bei, Frau Buchegger?

Wie man Kindern und Jugendlichen den richtigen Umgang mit Nachrichten aus dem Internet erläutern kann, erklärt unsere KIWI-Expertin und pädagogische Leiterin von Saferinternet.at.

Barbara Fuchs
22.02.2023

Foto: Unsplash

Kind in Wien: Wie kann ich mein Kind im Umgang mit Fake News unterstützen?

Barbara Buchegger: Gerade Kinder und Jugendliche tun sich schwer damit, im Internet Wahres von Falschem zu unterscheiden. Zunächst gilt es also, Ihrem Kind zu vermitteln, woran man Falschmeldungen erkennen kann – z. B. an einer besonders reißerischen, emotionalen Sprache, an drastischen Bildern oder fehlenden Quellenangaben. Zeigen Sie Ihrem Kind auch Faktenchecker-Seiten wie Mimikama, mit denen es Fake News selbst überprüfen kann. 

Orientierung können Sie Ihrem Kind bieten, indem Sie ihm zeigen, welche Nachrichtenquellen aus Ihrer Sicht vertrauenswürdig sind. Das können Qualitätsmedien oder öffentlich-rechtliche Rundfunksendungen sein, die auch in sozialen Netzwerken zu finden sind. Super ist auch, wenn Sie gemeinsam Kindernachrichten anschauen, damit Ihr Kind aktuelle Entwicklungen altersgerecht aufbereitet mitbekommt.

Ganz generell ist es wichtig, dass Sie Ihrem Kind dabei helfen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Inhalte glaubwürdig sind und welche nicht. Am besten, Sie hinterfragen schon von klein auf gemeinsam Informationen, Bilder, Videos etc. So vermitteln Sie Ihrem Kind, wie wichtig es ist, Onlinequellen zu überprüfen und Inhalte nicht unbedacht zu liken oder zu teilen. Und dann geht es natürlich auch darum, dass Ihr Kind weiß, wie es überhaupt richtige und relevante Informationen findet.

Bild von DI Barbara Buchegger, M.Ed.

DI Barbara Buchegger, M.Ed.

Pädagogische Leiterin von Saferinternet.at

KIWI-Expertin


Kind in Wien: Was muss mein Kind denn bei der richtigen Onlinesuche beachten?

Buchegger: Im Internet lässt sich zu fast jedem Thema etwas finden – aber nicht überall gibt es verlässliche und für Kinder geeignete Informationen. Es macht daher Sinn, nicht nur Google zu nutzen, sondern auch andere Suchmaschinen. Zeigen Sie Ihrem Kind vor allem spezielle Kindersuchmaschinen wie fragfinn.de oder blinde-kuh.de, die nur redaktionell gefilterte, kindgerechte Inhalte anzeigen.

Suchanfragen sinnvoll zu stellen will auch gelernt sein. Helfen Sie Ihrem Kind, Suchbegriffe richtig zu formulieren und auf den Punkt zu bringen. Erklären Sie ihm auch, dass die ersten Suchergebnisse nicht unbedingt die besten sind und sich ein Blick auf die weiter hinten gereihten Ergebnisse oft lohnt.

Kind in Wien: Und wie helfe ich ihm bei der Bewertung von Informationen aus dem Internet?

Buchegger: Auch wenn Ihr Kind nicht immer jede Information bis ins kleinste Detail hinterfragen will und kann: Wichtig ist, dass es weiß, wie man Onlinequellen überprüft und bewertet. Ermutigen Sie Ihr Kind, anhand der drei W-Fragen (Wer? Wie? Warum?) zu überlegen, wer hinter einer Information steckt und welche Intention dahinterstehen könnte. Dabei kann z. B. ein Blick ins Impressum helfen – sofern vorhanden. 

Erklären Sie Ihrem Kind auch, dass es Informationen aus dem Internet immer mit mindestens zwei bis drei anderen Quellen gegenchecken sollte. Am besten, Sie üben gemeinsam, Onlineinhalte mit anderen Quellen (z. B. Büchern) zu überprüfen.

Besprechen Sie mit Ihrem Kind außerdem, dass auch Bilder und Videos bearbeitet oder aus dem Kontext gerissen sein können. Hier hilft es, wenn Ihr Kind weiß, wie es mithilfe einer umgekehrten Bildersuche (z. B. Google Lens am Handy,  images.google.com oder tineye.com am Computer) den Ursprung eines Bildes überprüfen kann.

Kind in Wien: Haben Sie sonst noch Tipps, wie ich meinem Kind Informationskompetenz vermitteln kann?

Buchegger: Ganz viel im Alltag drüber reden – und gemeinsam üben! Besprechen Sie mit Ihrem Kind immer wieder die Informationen, die es online konsumiert, um es zum kritischen Denken zu ermutigen. Und denken Sie auch an Ihre Vorbildwirkung: Machen Sie sich immer selber ein Bild, bevor Sie Inhalte weiterverbreiten.

Was Sie auch gut und spielerisch gemeinsam üben können, ist das Erkennen von Werbung – vor allem in sozialen Netzwerken. Und: Sensibilisieren Sie Ihr Kind für mögliche Gefahren im Internet. Erklären Sie ihm etwa, was Fake-Shops und Phishing-Mails sind und wie man sich online vor falschen Freund:innen schützen kann.

Und keine Sorge: Es ist ganz normal, wenn Ihr Kind erstmal Schwierigkeiten hat, Onlinequellen zu bewerten und Inhalte richtig einzuschätzen. Selbst für uns Erwachsene ist das oft nicht leicht! Damit Informationskompetenz zur Routine wird, braucht es Übung. Seien Sie also geduldig – mit Ihrem Kind, aber auch mit sich selbst. Auf Saferinternet.at finden Sie weitere Infos und Tipps zum Thema Informationskompetenz.


Wie junge Nutzer:innen mit Falschmeldungen im Internet umgehen, ist auch Inhalt der neuen Studie „Jugendliche im Fake News Dilemma“ von Saferinternet.at

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