Was ist Ergotherapie, Frau Kalny?

Dem Kindergartenkind einer unserer Leser:innen wurde eine Ergotherapie empfohlen, was eine solche Therapie beinhaltet, erläutert unsere KIWI-Expertin und Ergotherapeutin Kristina Kalny

Barbara Fuchs
01.03.2023

Foto: Unsplash

Kind in Wien: Meinem 4-jährigen Kind wurde vom Kindergarten aus eine Ergotherapie ans Herz gelegt. Was ist das eigentlich?

Kristina Kalny: Das Wort Ergotherapie leitet sich aus dem griechischen ab und bedeutet handeln, tätig sein. Man geht davon aus, dass tätig-sein, aktiv-sein, eine heilende Wirkung hat. Deshalb steht in der Ergotherapie das Tun im Mittelpunkt und unterstützt Menschen, die in ihrer alltäglichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind.

Bei Kindern kann das sein:

  • Schwierigkeiten in der Handhabung von Stift, Schere, Besteck

  • Ängstliches, aggressives, passives oder abwehrendes Verhalten seinem Umfeld gegenüber

  • Häufiges Stolpern, wirkt ungeschickt

  • Wird von anderen häufig als grob bezeichnet

  • Ist leicht ablenkbar, kann sich nur schwer konzentrieren

  • Kann nicht stillsitzen

  • Ist ein „Traummännlein“ und vergisst immer und überall etwas

  • Hat wenig Selbstvertrauen

  • Lehnt Materialien wie Sand, Knetmasse, Klebstoff ab, bzw. verweigert barfuß gehen

  • Ist schnell frustriert

Bild von Kristina Kalny, BSc

Kristina Kalny, BSc

Ergotherapeutin in Kinderarztpraxis Schummanngasse und der Therapiegreißlerei

KIWI-Expertin

Kind in Wien: Was passiert in der ergotherapeutischen Behandlung?

Kalny: Durch unterschiedliche Methoden und Angebote kann Ergotherapie ihrem Kind helfen, selbstbewusst, gestärkt, mit Freude und so selbständig wie möglich den Alltag zu erleben. Das Kind hat in der Ergotherapie die Möglichkeit, durch das Medium Spiel und handwerkliche Tätigkeiten, sensomotorische und kognitive Fertigkeiten zu üben und positive Erfahrungen zu sammeln. Nur wenn sich das Kind wohl und sicher fühlt, ist es bereit für den nächsten Entwicklungsschritt und kann neu erworbene Kompetenzen mit in den Alltag nehmen.

Zusätzlich zur Arbeit mit dem Kind ist eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern, Kindergarten und/oder Schule notwendig.

Kind in Wien: Welche Ziele hat die Ergotherapie?

Kalny: Das Ziel in der Ergotherapie ist eine Verbesserung und Entwicklung der Handlungsfähigkeit, um dem Kind die größtmögliche Selbständigkeit und Lebensqualität im Alltag zu ermöglichen. Individuelle, auf das Kind abgestimmte Ziele, werden mit den Betreuungspersonen bei einem Gespräch besprochen und festgelegt. Auch die Kinder können eigene Ziele formulieren.


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