Wie gefährlich ist TikTok für Kinder, Frau Prochazka?

Keine Schule, die Freund:innen alle auf Urlaub. Was bleibt dann noch außer dem Handy? Unsere KIWI-Expertin und Gesundheitspsychologin Mag. Elke Prochazka geht diese Woche auf die Gefahren von TikTok ein

Barbara Fuchs
05.07.2023

Foto: Pexels

Kind in Wien: Ab welchem Alter ist die Nutzung von TikTok angemessen beziehungsweise erlaubt? 

Elke Prochazka: Laut Nutzungsbedingungen darf TikTok ab 13 genützt werden. Unter 18-Jährige benötigen offiziell die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten – allerdings wird diese von den Betreiber:innen der Anwendung nicht wirklich eingeholt.

Das tatsächliche Mindestalter kann jedoch von der rechtlichen Lage im eigenen Land abweichen. In Österreich liegt das Mindestalter zur Nutzung von Sozialen Netzwerken generell bei 14 Jahren.

In der Praxis nützen viele, auch wesentlich jüngere Kinder die App, die sie meist problemlos installieren und auch nutzen können. Empfehlenswert ist, dass Kinder dann die App nützen, wenn sie wirklich angeben können, was sie dort gerne machen möchten, wenn die Eltern, dem Kind, die Nutzung zutrauen und die Eltern die Kinder beim Start eng begleiten. Es gibt von Saferinternet.at dazu z.B. auch Coachings, bei denen Expert:innen Einstellungen direkt mit Ihnen durchgehen.

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Mag.a Elke Prochazka

Klinische- u. Gesundheitspsychologin, zertifizierte Saferinternet.at-Trainerin

KIWI-Expertin

Kind in Wien: Welche potenziellen Gefahren gibt es in der App und wie kann ich mit meinem Kind über diese sprechen? 

Prochazka: Das Spezifische an TikTok ist, dass sein Algorithmus möglichst interessante Inhalte anzeigen möchte. So ist das, was einem angezeigt wird, sehr schnell, sehr spezifisch und das birgt Gefahren, vor allem wenn Menschen mit krimineller Energie Kontakt zu Kindern und Jugendlichen knüpfen möchten.

So wie in allen sozialen Medien gibt es die Gefahr von Cyber-Mobbing oder auch der unerwünschten Kontaktaufnahme durch andere, bei der es auch zur Anbahnung von sexueller Gewalt kommen kann. Dies wird auch Cyber-Grooming genannt und ist strafbar! 

Gerade dann, wenn TikTok im öffentlichen Modus genutzt wird. Dann können nicht nur andere TikTok Nutzer:innen, sondern auch Leute außerhalb von TikTok die Videos zu sehen bekommen. 

Zudem können auch Urheberrechte verletzt werden, wenn z.B. TikTok-Videos außerhalb von TikTok veröffentlicht werden, was zu Geldforderungen führen kann.

Kind in Wien: Wie kann ich mein Kind unterstützen, zwischen realen und inszenierten oder manipulierten Inhalten auf TikTok zu unterscheiden?

Prochazka: Es immer wieder zum Thema machen. Nützen Sie durchaus auch YouTube-Videos zum Thema. Dadurch kommt man oft besser an sein Kind heran, gerade dann, wenn Influencer:innen selbst über Gefahren aufklären. Informieren Sie sich, wie das spezifische TikTok Ihres Kindes aussieht, da dies bei jeder Person sehr individuell ist. 

Kind in Wien: Welche Möglichkeiten gibt es, die Privatsphäre meines Kindes auf TikTok zu schützen? 

Prochazka:

  • TikTok kann in einem privaten Modus verwendet werden. So können nur Nutzer:innen, die vom Kind aktiv bestätigt wurden, die Inhalte sehen. 

  • Zeigen Sie Ihrem Kind auch, wie andere Nutzer:innen bei TikTok gemeldet und blockiert werden können. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Screenshots dazu finden Sie bei Saferinternet.at.

  • Informieren Sie über das Urheberrecht und dass TikTok-Videos nicht woanders hochgeladen werden dürfen.

  • Ein sehr wichtiger Schutzfaktor ist auch, immer wieder sein Kind dabei zu unterstützen, Kontakte und Hobbys in der Offline-Welt ausleben zu können.

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