„Es ist noch nix bei der Tür hereingeschneit, was nicht repariert rausgekommen ist!“

Im Nordbahnviertel hat im März dieses Jahres das außergewöhnliche Spielzeuggeschäft Wildes Böckle mit eigenem 3D-Drucker auf 120 m2 eröffnet. Ein Gespräch mit der Inhaberin Rafaela Kathan-Kupfner, die eigentlich nur ein Café aufsperren wollte

Barbara Fuchs
12.07.2023

Auf der Kletterwand im Geschäft können die Kids nach Lust und Laune herumtollen (Foto: eSeL.at (Lorenz Seidler))

Kind in Wien: Wie sind Sie darauf gekommen, ein Spielzeuggeschäft mit 3D-Drucker im 2. Bezirk im Nordbahnviertel zu eröffnen, Frau Kathan-Kupfner?

Rafaela Kathan-Kupfner: Ich wollte eigentlich niemals nie ein Spielzeuggeschäft eröffnen und mein Mann schon gar nicht. Er kommt nämlich aus einer großen Spielwaren-Dynastie aus Vorarlberg. Allerdings hat er mir sogar den Link für dieses Geschäftslokal geschickt. Ursprünglich wollte ich ein Café aufmachen, jetzt sind wir doch wieder beim Thema Spielzeug gelandet. 

Kind in Wien: Das Außergewöhnliche an Ihrem Geschäft ist ja, dass Sie einen 3D-Drucker hier stehen haben. Wie kam es dazu?

Kathan-Kupfner: Im Freundeskreis haben wir damals herum fantasiert, wie toll es doch wäre, wenn man mit dem 3D-Drucker in einem Spielzeuggeschäft Sachen reparieren könnte. Dann haben wir herausgefunden, dass unser Freund, der Architekt und Tischler ist, sich bereits seit Jahren mit dem Thema 3D-Druck beschäftigt. Seitdem wickelt er die Aufträge für den 3D-Drucker hier im Geschäft ab. Vorab besprechen wir natürlich mit der Kundschaft, auf wie viel sich die Reparatur ungefähr belaufen wird. Das ist tatsächlich stark individuell und hängt unter anderem von der Zeit ab, die es braucht, das Teil zu modellieren.

Kind in Wien: Was kann denn der Drucker alles produzieren?

Kathan-Kupfner: Wir haben hier gerade fertige Teile, wie einen eigens gestalteten Adapter zwischen Duplo und Brio-Eisenbahn, neue Füße für ein Playmobil-Maxerl und Ersatz-Gelenke für einen Plastik-Dino. Die Möglichkeiten sind endlos. In der Realität ist es aber lustigerweise so, dass wir nur zu 10 Prozent Spielzeug reparieren und zu 90 Prozent Haushaltswaren. Wir drucken jetzt also Ersatzteile für Staubsauger, Geschirrspüler, Poolklappen, Liegestühle oder Scharniere. Manche Menschen haben die kaputten Teile seit Jahren daheim und freuen sich, dass es endlich die Möglichkeit gibt, das reparieren zu lassen. Letztens kam eine Dame extra aus dem 8. Bezirk mit ihrem Nachziehhund aus den 50-er Jahren angereist. Dem hat eine Pfote aus Plastik gefehlt, die wir ihr natürlich gerne gedruckt haben. Es ist eben noch nix bei dieser Tür hereingeschneit, was nicht repariert wieder hinausgekommen ist.

Kind in Wien: Was bieten Sie sonst noch im Wilden Böckle an?

Kathan-Kupfner: Ausgewählt Vieles! Wir verkaufen Lego, Brettspiele, Sandspielzeug, Trinkflaschen, Krimskrams aber auch Kinderkleidung, die schön aber leistbar ist. Durch meine drei Kinder habe ich schnell genau gewusst, was ich im Geschäft anbieten will und was nicht. Was mir persönlich auch noch extrem wichtig ist, ist, dass das Wilde Böckle einen Raum zum Verweilen bietet. Daher gibt es im hinteren Teil des Geschäfts eine Kletterwand mit Rutsche und Pölster zum herumknotzen. Ich wollte einen kleinen Begegnungsraum für das Grätzl schaffen, wo Mütter in Ruhe stillen und sich die Kinder austoben können. Es gibt auch gegen eine kleine freiwillige Spende sehr guten Kaffee.


Wildes Böckle, Bruno-Marek-Allee 22, 1020 Wien, www.wildesboeckle.at

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