Wie gelingt die Schnullerabgewöhnung, Frau Barton-Ludvik?

Viele Eltern kennen es: Ist der Schnuller einmal da, wird man ihn nicht mehr einfach los. Wie man Kindern den Schnuller abgewöhnen kann, beantwortet KIWI-Expertin und Logopädin Lisa Barton-Ludvik

Barbara Fuchs
09.08.2023

Foto: Pexels

Kind in Wien: Würden Sie dazu raten, einen Schnuller zu nutzen? 

Lisa Barton-Ludvik: Ein Schnuller ist eine Beruhigungs-Hilfe – für uns Erwachsene genauso wie die Kinder, das muss uns immer bewusst sein. Wichtig ist, dass er so wenig wie möglich, so viel wie nötig verwendet wird. Dies sieht für jede Familie anders aus.  

Aus einem rein anatomischen Gesichtspunkt ist das Verwenden eines Schnullers nicht zu empfehlen. Der Gaumen braucht die Zunge als Gegenspielerin, um gut zu wachsen, damit sich die Zunge später beim Schlucken und auch in Ruhe genug Platz am Gaumen hat. Liegt dort zu häufig ein Schnuller, wächst der Gaumen hoch und schmal – die Zunge sucht sich Raum nach vorne und es kann zu Zahnfehlstellungen und Sprechfehlern kommen. Dennoch ist es wichtig, Eltern diese Hilfe nicht zu nehmen, sondern sie bei einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Schnuller zu begleiten.

Bild von Lisa Barton-Ludvik, BSc

Lisa Barton-Ludvik, BSc

Logopädin in der Kinderarztpraxis Schumanngasse

KIWI-Expertin

Kind in Wien: Wie gewöhnt man dem Kind am besten den Schnuller ab?

Barton-Ludvik: Wichtig ist, dass Sie sich ganz sicher sind, den Schnuller abgewöhnen zu wollen. Nur so fallen Sie nicht um, wenn die Gefühle groß werden.  

Wählen Sie einen Zeitpunkt aus, an dem Sie Zeit haben und für Ihr Kind da sein können – eventuell bereiten Sie es vor, in dem Sie einen Abrisskalender machen oder einen Pickerlplan für die letzten Tage machen. Ist der Plan voll, wissen die Kinder, es wird Zeit den Schnuller loszulassen. Kinder dürfen das blöd finden – er war ein treuer Begleiter durch viele schwierige Situationen. Sehen Sie es als Chance, Traurigkeit oder Wut mit ihrem Kind gemeinsam zu überwinden.

Kind in Wien: Was kann als Schnullerersatz verwendet werden, um die Übergangszeit einfacher zu gestalten?

Barton-Ludvik: Kindern bis ungefähr 18 Monaten kann man ein Kauspielzeug wie einen Grabber oder ein Chewy Tube als Ersatz anbieten – wichtig ist nur darauf zu achten, dass Sie darauf beißen und nicht daran saugen. Bei älteren Kindern ist aus meiner Sicht am meisten Trost und Nähe gefragt – eventuell auch durch einen (neuen?) plüschigen Gefährten.  

Kind in Wien: Was halten Sie von der „Schnullerfee“?

Barton-Ludvik: Die Schnullerfee ist eine Möglichkeit, das Loslassen für Kinder – und auch für uns Erwachsene – etwas zu erleichtern. Genauso gut kann man aber auch dem Christkind den Schnuller mitgeben, dann liegt da ein kleines Packerl als Dankeschön unter dem Baum. Ich selbst habe meine eigenen Schnuller im Jahr 1988 dem Osterhasen für seine Babys geschenkt!

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