Wo ist Gott?
Sandra Gold (D/CH 2022)
Untitled (Foto: Filmladen)
Über einer steinigen Landschaft zieht ein Gewitter auf. Ein Fluss aus Plastikabfall regt sich, Kanister fliegen einer Ziegenherde entgegen. Der Hirte nimmt zwei Zicklein an sich und hüllt sie in herangewehte Müllsäcke, dicke Tropfen fallen herab. Menschen, Tiere und Bewegung sind die Grundzutaten in "Untitled", Michael Glawoggers Vermächtnis, das die Editorin Monika Willi als Koregisseurin fertiggestellt hat. Aus dem Filmmaterial, das auf dem Balkan, in Italien sowie in Nordwest- und Westafrika entstanden ist, hat sie ein großes Werk geschaffen: Im Schnitt fügen sich die Fundstücke und Reflexionen zu einem geistvollen Puzzle zusammen. (Sabina Zeithammer)
Regie: |
Regie:
Michael Glawogger, Monika Willi
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Land/Jahr: |
Land/Jahr:
Ö 2017 |
Dauer: |
Dauer:
105 min
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Altersfreigabe: |
Altersfreigabe:
Keine Angabe
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Kinostart: |
Kinostart:
31. März 2017
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Über einer steinigen Landschaft zieht ein Gewitter auf. Ein Fluss aus Plastikabfall regt sich, Kanister fliegen einer Ziegenherde entgegen. Der Hirte nimmt zwei Zicklein an sich und hüllt sie in herangewehte Müllsäcke, dicke Tropfen fallen herab.
Menschen, Tiere und Bewegung sind die Grundzutaten in "Untitled", Michael Glawoggers Vermächtnis, das die Editorin Monika Willi als Koregisseurin fertiggestellt hat. Ein Jahr lang wollte Glawogger ohne festgelegtes Thema durch die Welt fahren und nach dem Prinzip der zufälligen Beobachtung drehen. Nach viereinhalb Monaten auf Reisen starb der Regisseur am 23. April 2014 in Liberia an Malaria.
Aus dem Filmmaterial, das auf dem Balkan, in Italien sowie in Nordwest-und Westafrika entstanden ist, hat Willi ein großes Werk geschaffen. Begleitet von Reiseblogeinträgen Glawoggers, die von Birgit Minichmayr bedrückend vorgetragen werden, folgt "Untitled" keinem chronologischen Ablauf, sondern einer ganz eigenen Poesie. Rein dokumentierte Szenen treffen dabei auf Sequenzen mit erklärenden Hinweisen, für sich stehende, detailverliebte Bilder auf solche, die Anstoß für kleine Geschichten und Gedanken sind.
Im Schnitt fügen sich die Fundstücke und Reflexionen zu einem geistvollen Puzzle zusammen: Wenn ein Wüstenstrich nach dem frühmorgendlichen Fischmarkt wie der Meeresgrund anmutet, lässt sich erahnen, dass dieses Werk mit jedem Sehen neue Geheimnisse offenbaren wird. Glawoggers Freude am beobachtenden Umherstreifen durchweht den Film dabei ebenso wie eine leise Trauer über das Verschwinden, das im Blick auf eine ärmliche, verdreckte Welt häufig Thema ist -sei es das Verschwinden in der Einsamkeit einer kargen Landschaft oder in städtischen Menschenmassen. Große Empfehlung!
Ab Fr im Gartenbaukino
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