Empfohlen Filmkritik

Die dunkelste Stunde

The Darkest Hour

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Nach "Their Finest Hour" nun "The Darkest Hour": Gary Oldman als britischer Premierminister Winston Churchill schwört seine Landsleute anno 1940 mit Blut, Schweiß und Tränen auf den Krieg gegen Nazi-Deutschland ein. "Oldman bleibt beim bleichen Make-up: Seine Karriere begann er als Sid Vicious und Dracula; sein Churchill ist nicht grade Punk, aber ein wilder Flegel (ergo mehr Trump als Obama). Brandy fließt, Lippe bebt, Popo-Wort hier, WC-Witz da. Sein wirres Nuscheln ist nicht Ohnmachtsinsignie (wie das Stottern in 'The King's Speech'): Auf Public History im Trauma-Modus folgt ein Poptraditions-Upgrade der Great Personality, authentisch weil marottenbasiert im Stil." (Dr. Robnik)

Regie:
Regie:
Joe Wright
Darsteller:
Darsteller:
Gary Oldman, Stephen Dillane, John Hurt, Lily James, Ben Mendelsohn, Kristin Scott Thomas
Land/Jahr:
Land/Jahr:
GB/USA 2017
Dauer:
Dauer:
121 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Festival:
Festival:
Sommerkino Wartholz 2023
Kinostart:
Kinostart:
12. Januar 2018

Schall &Rauch, vom Volk befeuert zur Darkest Hour

Drehli Robnik | 17.01.2018

Bis zur Rede wird geredet. "Die dunkelste Stunde" sind im Saal deren zwei und drei Wochen im Mai; sie geht flott vorbei. 1940 überrollen die Nazis Frankreich; Notnagelpremier Winston Churchill muss überzeugen: die britische Öffentlichkeit, den König, seine Tory-Partei, zumal jene, die Frieden mit Hitler wollen. Seine "Blut, Schweiß und Tränen"-Rede fällt im Unterhaus durch. Die finale "We shall never surrender!"-Rede löst Euphorie aus: Das Land kämpft weiter, bis mein Opa und die anderen Nazis besiegt gewesen sein werden, eine Zeit lang zumindest. Die rührende Rede ist jene, die am Ende von "Dunkirk" aus der Zeitung vorgelesen wird. Der Dünkirchen-Evakuierungsmythos kommt auch hier vor; dem Strandchaos unter Nazibeschuss setzte Joe Wright schon 2007 in "Abbitte" ein Denkmal aus Regieeinfällen. Nun pimpt er Churchill fürs Heute, in Vogelschauen, die den Krieg fern der Londoner Kammerspiele zeigen, und in viel Licht: mal rot (Zigarre, Radioredesignal), öfter in Weiß, in dem Zigarrenqualm, Papier und Mondgesicht leuchten.

Gary Oldman bleibt beim bleichen Make-up: Seine Karriere begann er als Sid Vicious und Dracula; sein Churchill ist nicht grade Punk, aber ein wilder Flegel (ergo mehr Trump als Obama). Brandy fließt, Lippe bebt, Popo-Wort hier, WC-Witz da. Sein wirres Nuscheln ist nicht Ohnmachtsinsignie (wie das Stottern in "The King's Speech"): Auf Public History im Traumamodus folgt ein Poptraditions-Upgrade der Great Personality, authentisch, weil marottenbasiert im Stil.

Churchills Stichworte liefern Gattin und Sekretärin (Staffage) - und "das Volk": Die Szene mit der "Never"-Mandats-Erteilung in der U-Bahn ist so pseudo-multiethnisch, dass es rassistisch ist, und so rechtspopulistisch wie das Brexit-Volksvotum, das sie meint. Ging ja auch "gegen Deutschland".

Ab Fr im Kino (OF im Artis und Burg)

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