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Let's Keep It (Foto: Burgl Czeitschner Filmproduktion)
Let's Keep It (Foto: Burgl Czeitschner Filmproduktion)
Im Sinne des Washingtoner Abkommens wurde 2001 unter der Regierung Schüssel eine unabhängige Schiedsinstanz für Naturalrestitution installiert. Anhand ausführlich dokumentierter "Fälle" verdeutlicht die Dokumentation, dass auch dieses Gesetz aufgrund seiner Vorgaben wenig tauglich war, dem Unrecht vergangener Tage so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit folgen zu lassen. Hier kommen vor allem Nachkommen von Holocaust-Opfern zu Wort, die die Republik Österreich trotzdem beim Wort nehmen wollten. [Kino VOD Club]
Regie: |
Regie:
Burgl Czeitschner
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Land/Jahr: |
Land/Jahr:
Ö 2018 |
Genre: |
Genre:
Dokumentarfilm |
Dauer: |
Dauer:
100 min
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Altersfreigabe: |
Altersfreigabe:
Keine Angabe
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Kinostart: |
Kinostart:
24. August 2018
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Streaming: |
Streaming:
https://www.vodclub.online/film/lets-keep-it/
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Ein überraschender, ein wichtiger Film! Thema der Dokumentation der österreichischen Filmemacherin und Zeithistorikerin Burgl Czeitschner ist die sogenannte Naturalrestitution, die Nachkommen jüdischer Holocaust-Opfer die Möglichkeit bieten sollte, zu Unrecht entzogene Liegenschaften zurückzufordern, sofern dieses sich heute in öffentlichem Besitz befinden. Schon der Titel freilich lässt erahnen, wie es in der Praxis darum bestellt war: "Let 's keep it".
So jedenfalls resümiert der in New York lebende Alfred Strasser, einer der Erben des ehemaligen Sanatoriums Fürth in Wien-Josefstadt, die Grundeinstellung der Österreicher. Das eilends 2001 erlassene Entschädigungsfondsgesetz, eines der Prestigeprojekte des Kabinetts Schüssel 1, setzte in puncto Naturalrestitution auf eine eigene Schiedsinstanz und den juristisch schwierigen Begriff des "schweren Unrechts" (severe injustice). Nur ein Bruchteil der eingebrachten Anträge wurde positiv entschieden, in den allermeisten der rund 60 befürworteten Fälle nur symbolisch entschädigt.
So weit, so unerfreulich. Daraus keine Diplomarbeit, sondern einen Dokumentarfilm zu machen, ist keine leichte Übung. Czeitschner, die auch den Kommentar spricht, wählt einen sehr persönlichen Zugang, um einige prägnante Restitutionsfälle - von der notorischen Bundespräsidentenvilla bis zum Gut Kyrnberg bei St. Pölten - neu aufzurollen. Prominente Namen sorgen für Glamour: Opernsänger Anton Dermota betätigte sich als "Ariseur", Elisabeth Schwarzkopf als Gauleiter-Liebchen und Paul Hörbiger bemühte sich (vergebens) um eine "frei gewordene" Villa, bevor er zum Widerstandskämpfer der letzten Stunde mutierte.
Nun, ja. Im September 2018 wird die Kommission ihren Schlussbericht vorlegen. Als kritisches Korrektiv ist Czeitschners Film von höchster Aktualität.
Ab Fr im Stadtkino im Künstlerhaus
Dieser Film bei Video on demand
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