Filmkritik

Burning

Beo-ning

© Polyfilm

Foto: Polyfilm

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Jongsu, der Schriftsteller werden will und sich mit Gelegenheitsjobs in Seoul über Wasser hält, trifft Haemi wieder, die als Kind in seiner Nachbarschaft gelebt hat. Heute arbeitet die verführerische Frau als Werbemodel, lernt Pantomime und plant eine Afrika-Reise. Mit Vorfreude erwartet Jongsu ihre Rückkehr, doch Haemi kommt in Begleitung des reichen, aalglatten und geheimnisvollen Bens heim. Das Paar sucht Jongsus Gesellschaft, der davon gleichermaßen fasziniert wie vor den Kopf gestoßen ist. Bis Haemi eines Tages verschwindet… Chang-dong Lees Mysteryfilm "Burning" kommt ohne übernatürliche Elemente aus. Das menschliche Handeln ist hier unbegreiflich genug – wenn es auch einen doppelten Boden gibt. (Sabina Zeithammer)

Regie:
Regie:
Lee Chang-dong
Darsteller:
Darsteller:
Yoo Ah-in, Steven Yeun, Jun Jong-seo, Kim Soo-Kyung, Choi Seung-ho
Land/Jahr:
Land/Jahr:
KR 2018
Dauer:
Dauer:
148 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Kinostart:
Kinostart:
20. Juni 2019
Streaming:
Streaming:
https://www.amazon.de/gp/video/detail/B07SNCDG37

Arthouse-Mystery, verdoppelt: "Burning"

Sabina Zeithammer | 05.06.2019

Ein guter Mysteryfilm ist, wenn man am Ende nicht alles weiß und es trotzdem genossen hat. Dabei kommt "Burning" des Südkoreaners Chang-dong Lee ganz ohne übernatürliche Elemente aus. Das menschliche Handeln ist hier unbegreiflich genug -wenn es auch einen doppelten Boden gibt.

Der Mittzwanziger Jongsu, der Schriftsteller werden will und sich mit Gelegenheitsjobs in Seoul über Wasser hält, trifft Haemi wieder, die als Kind in seiner Nachbarschaft gelebt hat. Heute arbeitet die zerbrechliche und verführerische Frau als Werbemodel, lernt Pantomime und plant eine Afrika-Reise. Mit Vorfreude erwartet Jongsu ihre Rückkehr, doch Haemi kommt in Begleitung des reichen, aalglatten und geheimnisvollen Bens heim. Das Paar sucht Jongsus Gesellschaft, der davon gleichermaßen fasziniert wie vor den Kopf gestoßen ist. Bis Haemi eines Tages verschwindet

"Burning" beruht, auch das ist ungewöhnlich, auf zwei Kurzgeschichten, die im Englischen denselben Titel tragen: "Barn Burning" von Haruki Murakami (1983) und William Faulkner (1939). Das Autorenduo Jung-mi Oh und Lee macht daraus ein Drittes, das mit seinen zwischen Apathie und Lebenshunger, Grausamkeit und Todessehnsucht pendelnden Figuren allein beeindruckt und darauf noch Themen setzt, die von Klassenunterschieden über dysfunktionale Familien bis zu Wut und Einsamkeit reichen.

Mit zweieinhalb Stunden ist "Burning" eine Spur zu lang -nicht alle Metaphern rechtfertigen in ihrer Wirkung die Zeit, mit der Lee sie umkreist. Davon abgesehen hat er ein großes, poetisch gefilmtes Stück Arthousekino geschaffen. Und der doppelte Boden? Man kann das Ganze auch als Geschichte in einer Geschichte interpretieren, ist der Protagonist doch ein angehender Schriftsteller. Ein Werk zum Grübeln auf allen Ebenen.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmhaus)

Dieser Film bei Video on demand

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