Empfohlen Filmkritik

Yalda - Nacht der Vergebung

Yalda, a Night for Forgiveness

© Julian Atanassov/JBP Production

Foto: Julian Atanassov/JBP Production


Maryam ließ ihren deutlich älteren Ehemann durch unterlassene Hilfeleistung sterben und ist deswegen zum Tod verurteilt. Nun kämpft sie in einer populären TV-Show um ihr Leben: Wenn ihr Mona, die Tochter des Opfers, vor laufender Kamera vergibt, ist sie gerettet. Das für eine Begnadigung benötigte Blutgeld wird vom Sender bezahlt, wenn das Publikum für die Kandidatin votiert. "'Yalda' macht den Eindruck einer Satire, weil der Gegenstand so krass ist. Tatsächlich aber handelt es sich um eine Show, die sich im iranischen Fernsehen jahrelang großer Beliebtheit erfreute. Regisseur Massoud Bakhshi inszeniert die öffentliche Vertrashung der Todesstrafe als eindringliches Kammerspiel." (David Auer)

Regie:
Regie:
Massoud Bakshi
Darsteller:
Darsteller:
Sadaf Asgari, Behnaz Jafari, Fereshte Sadre Orafaly, Forough Ghajabagli
Land/Jahr:
Land/Jahr:
D/F/CH/LUX 2019
Genre:
Genre:
Drama
Dauer:
Dauer:
89 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Kinostart:
Kinostart:
25. September 2020

Terror-Talkshow mit Todesoption

DAVID AUER | 23.09.2020

Eine Fernsehsendung, in der sich zwei gegenübersitzen und diskutieren. Zig Millionen schauen zu und können sich via SMS-Voting einbringen. Moderator und Set haben den nichtssagenden Look, den man von einem stinknormalen Talkformat erwartet. Eine Show, an der man hängenbleiben könnte, weil sie die Langeweile verspricht, nach der man sich gerade sehnt. Etwas aber ist anders: Eine der "Teilnehmerinnen" (Sadaf Asgari) wird mit Handschellen ins Fernsehstudio geführt. Sie hat ihren reichen Ehemann (vorsätzlich?) ermordet. Dessen Tochter entscheidet am Ende, ob die Täterin dafür hingerichtet wird.

,, Yalda -Nacht der Vergebung" macht den Eindruck einer Satire, weil der Gegenstand so krass ist. Es handelt sich aber um eine tatsächliche Show, die sich im iranischen TV jahrelang großer Beliebtheit erfreute. Regisseur Massoud Bakhshi inszeniert die öffentliche Vertrashung der Todesstrafe als eindringliches Kammerspiel, das nur zwischen Back-und Frontstage hin-und herschneidet. Der Mix aus Beicht-bzw. Vergebungsexzess und emotionalem Terror kommt hier nicht, wie bei anderen Talkshows, als säkularisierte Übersetzung religiöser Riten in den Blick, sondern als direkte Fortführung (des Islam) mit den Mitteln des Entertainment: Kulturindustrie mit Sharia-Spin. Kurz, kurzweilig, kritisch.

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