Empfohlen Filmkritik

Schachnovelle

Oliver Masucci in: Schachnovelle - © Studiocanal / Julia Terjung

Oliver Masucci in: Schachnovelle (Foto: Studiocanal / Julia Terjung)


Neuverfilmung von Stefan Zweigs letztem, 1942 posthum erschienenen Werk, der "Schachnovelle". Für das Spiel selbst interessieren sich Autor wie Film deutlich weniger als für die Figur des Doktor Bartok (Oliver Masucci), einen prominenten Anwalt aus Wien, der nach dem "Anschluss" in die Fänge der Nazis gerät. In monatelanger Isolationshaft wird er geistig ausgehungert – ähnlich wie sein Vaterland infolge des März '38. Einzig ein Schachlehrbuch, das er unbemerkt an sich nehmen hat können, bewahrt ihn vor dem Abstieg in die völlige geistige Umnachtung. Ein prächtiges Kinostück, toll gespielt und zupackend erzählt. (Michael Omasta)

Regie:
Regie:
Philipp Stölzl
Darsteller:
Darsteller:
Oliver Masucci, Albrecht Schuch, Birgit Minichmayr, Samuel Finzi, Andreas Lust, Rolf Lassgard
Land/Jahr:
Land/Jahr:
D/Ö 2021
Genre:
Genre:
Drama, Thriller
Dauer:
Dauer:
112 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Kinostart:
Kinostart:
24. September 2021

Prächtig verfilmt: die "Schachnovelle"

MICHAEL OMASTA | 22.09.2021

Es war Stefan Zweigs letztes Werk, die erste Ausgabe der "Schachnovelle" erschien 1942 posthum. Für das Spiel selbst interessierte sich der Autor deutlich weniger als für die Figur des Doktor B., einen prominenten jüdischen Anwalt aus Wien, der nach dem "Anschluss" Österreichs in die Fänge der Nazis gerät. In monatelanger Einzelhaft wird er geistig völlig ausgehungert -ähnlich wie sein Vaterland nach dem März 38. Was ihn vor dem Wahnsinn bewahrt, ist ein Schachbuch, das er unbemerkt an sich genommen hat.

Wie die Erstverfilmung der populären Novelle durch den deutschen Emigranten Gerd Oswald von 1960 erzählt nun Philipp Stölzls prächtig ausgestattetes Kinostück das Schicksal des Dr. Bartok (Oliver Masucci) in großen Rückblenden von seinem Finale her. Während der Passage ins Exil kommt es zu einem Spiel mit dem gleichfalls an Bord befindlichen Schachweltmeister, von wo aus der Film öfters in die Isolationshaft zurückblendet.

Sinnfällig die Idee, den verhörenden Gestapobeamten und den arroganten Weltmeister als Doppelrolle anzulegen (beide: Albrecht Schuch), was so viel bedeuten mag wie: Für Bartok -oder Zweig - gibt es kein wirkliches Entkommen, keine Rettung durchs Exil. Die, die ihnen nach dem Leben trachten, sind überall.

Ab Fr in den Kinos

Dieser Film bei Video on demand

Diese Filme könnten Sie auch interessieren


12 Wochen FALTER um 2,17 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!