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Wo in Paris die Sonne aufgeht

Les Olympiades (Paris, 13th District)

*** Local Caption *** Les Olympiades, Paris, 13th District, Wo in Paris die Sonne aufgeht, Jacques Audiard, Frankreich 2021, V'21 Features - © © Viennale

*** Local Caption *** Les Olympiades, Paris, 13th District, Wo in Paris die Sonne aufgeht, Jacques Audiard, Frankreich 2021, V'21 Features (Foto: © Viennale)


Émilie lernt Camille kennen, der sich zu Nora hingezogen fühlt, die wiederum Amber Sweet kennenlernt. Die vier jungen Menschen, drei Frauen und ein Mann, die lose auf Kurzgeschichten des US-Cartoonisten Adrian Tomine basieren, treffen in "Les Olympiades" aufeinander, jenen titelgebenden Wohntürmen im Südosten von Paris, "wo tatsächlich die Sonne aufgeht, wo es mehr Chinarestaurants gibt als irgendwo sonst und wo die Stadt in ein wachsam lyrisches Schwarz-Weiß getaucht ist. Die Romantik dürfte hier eigentlich kein Wohnrecht haben, doch Audiard weiß es besser." (Gerhard Midding)

Regie:
Regie:
Jacques Audiard
Darsteller:
Darsteller:
Lucie Zhang, Makita Samba, Noémie Merlant, Jehnny Beth, Camille Léon-Fucien
Land/Jahr:
Land/Jahr:
F 2021
Dauer:
Dauer:
106 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Kinostart:
Kinostart:
22. April 2022

Ein brandaktueller Bildungsroman

GERHARD MIDDING | 20.04.2022

Marivaux' Warnung "Mit der Liebe spielt man nicht" gilt nicht mehr. Die Konversationsregeln des Begehrens haben sich geändert, es gibt zeitgenössische Codes, die stets neu ausgehandelt werden müssen. Die erotische Unternehmungslust triumphiert in Jacques Audiards Film "Wo in Paris die Sonne aufgeht": Die Liebe soll ein Wettstreit sein mit zwei Gewinnern.

Seine Charaktere sind gut vier Jahrzehnte jünger als der Regisseur. Er lässt sie gewähren bei ihrer Glückssuche, mit der Neugier und dem Vertrauen eines späten Vaters; erzählt einen vierstimmigen, brandaktuellen Bildungsroman, ein Generationsporträt. Mit seinen Kolleginnen Céline Sciamma und Léa Mysius hat er einige Kurzgeschichten des Cartoonisten Adrian Tomine adaptiert, die eigentlich unverfilmbar sind. Das Dreigespann geht an sie heran wie eine Jazzband, die eine existierende Melodie aufgreift, auseinandernimmt und neu zusammensetzt. Tomines Etüden der Melancholie verlegen sie in einen Teil von Paris, der so gar nicht aussieht, wie es Paris sonst im Kino tut: ins anonyme Hochhausviertel Les Olympiades, wo tatsächlich die Sonne aufgeht, wo es mehr Chinarestaurants gibt als irgendwo sonst und das in ein wachsam lyrisches Schwarzweiß getaucht ist. Die Romantik dürfte hier kein Wohnrecht haben, doch Audiard weiß es besser.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv)

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