Para:dies

Zwei und mehr Evas im "Para:dies"

Am Anfang eine Szene wie aus der US-Mockumentary-Serie "Modern Family": Zwei junge Frauen auf einer Couch, Jasmin und Lee, erzählen in die Kamera, wie sie ein Paar geworden sind. Bald sprechen sie auch die filmende Person an: "Soll ma dich direkt bissl durchs Haus führen oder I don't know?" In jenem Haus von Lees Mutter, einer Salzburger Villa mit Garten, verleben die Liebenden Sommertage wie im Paradies. Draußen allerdings wartet eine Umwelt, die den schmusefreudigen queeren Frauen mitunter feindlich gegenübersteht.

Das sind noch lang nicht alle Themen in Elena Wolffs "Para:dies", der als sanft experimenteller Spielfilm gekonnt auf Doku macht. Er ist nicht nur doppelte Charakterstudie, sondern auch höchst lebendige Erzählung über eine kriselnde Beziehung und ihre Machtkämpfe: Jasmin und Lee sind sehr unterschiedlich, und weitere Evas in ihrem Paradies bringen Lust wie Bedrohung mit sich. Nach einigen kleinen Längen in der Mitte gewinnt das Werk, realisiert von den Hauptdarstellerinnen Wolff und Julia Windischbauer (Produktion, Schnitt), damit stark an Spannung, nicht zuletzt durch einen wunderbar verspielten Kunstgriff: Als Amira, die Frau hinter der Kamera, selbst ins Bild tritt, geht der Film trotzdem weiter. Vielversprechende neue Stimmen im österreichischen Kino!