Perfect Addiction
Castille Landon (USA 2022)
Foto: Viennale
Die Geschichte eines Esels, vom Zirkus bis zum Schlachthof, meist aus der Perspektive des - von sechs "schauspielenden" Vierbeinern verkörperten - Tieres gefilmt: "EO" ist das Echo eines kanonischen Kinowerks: Robert Bressons "Zum Beispiel Balthasar" zeigte 1965 minimalistisch ein Eselleben als den Kreuzweg einer Kreatur, die nur von außen, letztlich durch die Gnade unserer Anteilnahme, beseelt, ansonsten meist gequält wird. Auf deren Spuren inszeniert nun Jerzy Skolimowski – Jahrgang 1938, im Autorenkino seit 60 Jahren aktiv – in "EO" eher Flucht-Landschaften. Und mehr noch einen veritablen Trip in Stroboskop-Rot. (Dr. Robnik)
Regie: |
Regie:
Jerzy Skolimowski
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Darsteller: |
Darsteller:
Sandra Drzymalska, Lorenzo Zurzolo, Mateusz Kościukiewicz, Isabelle Huppert
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Land/Jahr: |
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PL/I/GB 2022 |
Dauer: |
Dauer:
88 min
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Altersfreigabe: |
Altersfreigabe:
Keine Angabe
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Kinostart: |
Kinostart:
22. Dezember 2022
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Stationen eines Lebens: Zirkus, Schrottplatz, Therapie-Farm; Einsperrung, Be-und Misshandlung, zuletzt als Erbstück und Frachtgut. Mit fernen Erinnerungen ans Gestreicheltwerden. Sie sehen schon: Es geht da, in aller Dinghaftigkeit und aller bisweiligen Beseeltheit, um uns (also, vielleicht eher um Leute, die wir ausbeuten). Und zwar anhand eines Esels. Wie dieser in Polen und Italien produzierte und spielende Film heißt das Tier "EO". So wie in eo ipso: aus sich selbst heraus. Wobei das Selbst sich gleich im Esel'schen I-åh auflöst: So klingt der Name Eo, wenn er im Film gerufen wird.
"EO" ist das Echo eines kanonischen Kinowerks: Robert Bressons ,,Zum Beispiel Balthasar" zeigte 1965 minimalistisch ein Eselsleben als den Kreuzweg einer Kreatur, die nur von außen, letztlich durch die Gnade unserer Anteilnahme, beseelt, ansonsten meist gequält wird. Auf deren Spuren inszeniert nun Jerzy Skolimowski - Jahrgang 1938, im Autorenkino seit 60 Jahren aktiv - in "EO" eher Flucht-Landschaften (wie 2011 im Taliban-Kämpfer-Drama "Essential Killing"). Und mehr noch einen veritablen Trip in Stroboskop-Rot. Mit einem "Robodog" im Mitfühl-Close-up und mit anderen Ruinen von Figuren und Welten: da ein Plot aus dem Nichts mit Isabelle Huppert als kokette Stiefmutter eines gefallenen Priesters, dort ein jüdischer Friedhof im Wald, ehe es knallt.
"EO" lädt uns ein, (uns) zu projizieren: in den existenziellen Ausdruck, den man in Eos "traurigen" Augen, seinem Schnauben, Trotten, gar seinem müden Fell wahrnehmen (wollen) kann. Unsere Projektionen, unser Mehr-darin-Sehen, können wir aber auch darauf richten, was uns auf Eos Weg begegnet: Machos und Provinzpolitiker, Pfarrer und Fußballhooligans, Landschönheiten und Gastro-Patrioten ("Polish food!"). Flug über den Bach, Rauch aus dem Wald, Starren auf den Staudamm: Umwerfend, niemals protzig, ist dieser Film in Sound, Montage, Farbe und Raumerschließung. Er verbindet Soziologie und Mystery zu einer Art Essenz von Leben, die ganz zusammenfällt mit Zerstreutheit in die Welt.
Ab 22.12. in den Kinos (OmU im Stadtkino im Künstlerhaus)
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