Empfohlen Filmkritik

Acht Berge

Le otto montagne

© Polyfilm

Foto: Polyfilm


Pietro ist ein Bub aus der Stadt, Bruno das letzte Kind eines vergessenen Bergdorfs. Abenteuerlustig erkunden sie verlassene Häuser, streifen an endlosen Sommertagen durch Täler, folgen dem Wildbach bis zu seiner Quelle. Später schlagen sie verschiedene Wege ein. Während Bruno im Heimatdorf eine Familie gründet und sich dennoch nie richtig zu Hause fühlt, zieht es Pietro in die weite Welt. Doch das unsichtbare Band zwischen ihnen bringt Pietro immer wieder in die Heimat zurück. "Freundschaft fürs Leben, das sagt sich schnell. 'Acht Berge' erzählt unaufgeregt und großartig davon, was das eigentlich bedeutet" (Michael Pekler).

Regie:
Regie:
Felix van Groeningen, Charlotte Vandermeersch
Darsteller:
Darsteller:
Alessandro Borghi, Luca Marinelli, Filippo Timi, Elena Lietti
Land/Jahr:
Land/Jahr:
I/B/F 2022
Genre:
Genre:
Drama
Dauer:
Dauer:
147 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Festival:
Festival:
Lunaplexx - Kino unterm Sternenhimmel 2023
Kinostart:
Kinostart:
23. Dezember 2022

Entfremdung und Annäherung, eine Freundschaft fürs Leben: "Acht Berge"

MICHAEL PEKLER | 21.12.2022

Manchmal kommt das Beste tatsächlich erst zum Schluss, zumindest auf der Leinwand am Ende des Jahres. "Acht Berge" beginnt mit der Begegnung zweier Burschen in den italienischen Alpen. Pietro verbringt die Ferien mit seinen Eltern im Gebirge, Bruno lebt in dem Bergdorf bei seiner Mutter. Der Sommer ist heiß, und der kalte Bach kühlt die Kratzer der Brennnessel auf Pietros blassen Beinen. Einmal besteigen Pietros Vater und die Buben einen Gipfel, aber das wird erst eine Rolle spielen, wenn die Kinder zu erwachsenen Männern geworden sind. Doch irgendwann nach diesem wunderbaren Prolog ist Bruno nicht mehr da, und "Acht Berge" erzählt fortan weniger von einer besonderen Freundschaft als vom Versuch, diese im Erwachsenenalter am Leben zu erhalten.

Denn die Wege von Pietro (Luca Marinelli), der auch als Erzähler fungiert, und Bruno (Alessandro Borghi) kreuzen sich im Laufe der Jahre immer wieder, vor allem weil sie -fast einer rituellen Handlung gleich -aus einem Steinhaufen mitten im Gebirge eine windumtoste Hütte gebaut haben: ein Versprechen Brunos an Pietros Vater, der seine Lebensträume in einer Turiner Fabrik weggeworfen hat. Wurde Bruno gar zum Ersatzsohn, nachdem Pietro sich mit seinem Vater für immer überwarf?

Es geschieht wenig Dramatisches in diesem Film, denn das belgische Regiepaar Felix Van Groeningen und Charlotte Vandermeersch, in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, konzentriert sich ganz auf das, was man bei einem Roman "zwischen den Zeilen" nennen würde: Warum ist mancher nicht fähig, eine Familie zu behalten? Warum muss man für Erfahrungen, von denen man glaubt, sie machen zu müssen, nach Nepal reisen? Warum pflanzt man symbolträchtig einen Baum, der nicht zu retten ist?

"Die Grenze, die du ziehst, existiert nur in deinem Kopf", meint Pietro später zu Bruno, als dieser den Winter allein in der verschneiten Hütte verbringen will. "Da draußen ist die Welt." Freundschaft fürs Leben, das sagt sich schnell. "Acht Berge" erzählt unaufgeregt und großartig davon, was das eigentlich bedeutet.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmcasino)

Dieser Film bei Video on demand

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