The Addiction
Abel Ferrara (USA/ARG 1995)
Foto: Panama Film
Regisseur Bernhard Braunstein und Kameramann Serafin Spitzer konzentrieren sich im beobachtenden Kinodokumentarfilm über das Tiroler Schigymnasium Stams auf die höheren Jahrgänge, die kurz vor dem Einstieg in den Erwachsenensport stehen. Es dominiert das Trainingsregime, in der raren Freizeit dazwischen finden sich intime Momente: Zimmerkolleginnen, die sich am Laptop zusammenkuscheln, Burschen, die den Druck beklagen, als Maschine zu funktionieren. Wo ist die Liebe für den Sport hin? Neben Trainingshallen ist die Physiotherapeutenliege wiederkehrender Schauplatz. Krücken, Schienen und Verbände gehören zum Alltagsbild, Verletzungen sind akzeptiertes Risiko. (Martin Nguyen)
Regie: |
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Bernhard Braunstein
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Land/Jahr: |
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Ö 2022 |
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Dokumentarfilm |
Dauer: |
Dauer:
97 min
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Altersfreigabe: |
Altersfreigabe:
Keine Angabe
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Kinostart: |
Kinostart:
3. März 2023
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Die Siege des Winters werden im Sommer geformt -eine Sportlerweisheit, die auch die Schülerinnen und Schüler des Schigymnasiums Stams leben. Das Internat in den Tiroler Bergen gilt als die Wintersport-Kaderschmiede in den Alpen. Der Salzburger Regisseur Bernhard Braunstein konzentriert sich in seinem beobachtenden Kinodokumentarfilm "Stams" auf die höheren Jahrgänge, die kurz vor dem Einstieg in den Erwachsenensport stehen. Motivieren, trainieren, analysieren. Der Slogan der Schule "Lust auf Leistung" wird in geschlechtergetrennten Klassen umgesetzt. In sommerlicher Hitze überwinden die Burschen mit ihren Teamkollegen auf dem Rücken die steilen Stufen einer Sprungschanze, die Mädchen schwitzen in der gestrengen Videoanalyse. Heikel ist das männlich dominierte Trainerteam, wenn etwa Anzüge einer Skispringerin körpernah angepasst werden. Die #MeToo-Debatte schwingt in diesen Bildern mit, auch wenn es aktuell keinen Anlass dafür gibt.
Die aufmerksame Kamera von Serafin Spitzer fängt im "Direct Cinema"-Stil unkommentiert über ein Jahr hinweg mehrere Teenager in ihrem dicht getakteten Internatsalltag ein. Es dominiert das Trainingsregime, in der raren Freizeit dazwischen finden sich intime Momente: Zimmerkolleginnen, die sich am Laptop zusammenkuscheln, Burschen, die den Druck beklagen, als Maschine zu funktionieren. Wo ist die Liebe für den Sport hin? Die Jugendlichen sind sich bewusst: Nur wenigen wird der Erfolg im Spitzensport gelingen und dennoch überwiegen Solidarität und Gemeinschaftsgefühl im internen Konkurrenzkampf.
Neben Trainingshallen ist die Physiotherapeutenliege wiederkehrender Schauplatz. Krücken, Schienen und Verbände gehören zum Alltagsbild, Verletzungen sind akzeptiertes Risiko. Der Film vermittelt ein authentisches Lebensgefühl und zeigt mit viel Empathie die Träume, Hoffnungen und Rückschläge der Jugendlichen auf dem entbehrungsreichen Weg nach oben. Doch der Traum bleibt Jahr für Jahr groß. So ist es nur stimmig, dass am Ende neue Gesichter des nächsten Jahrgangs stehen.
Ab Fr in den Kinos
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