Filmkritik

Seneca

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Man nannte ihn angeblich "Bonzen-Seneca" und "Mr. Establishment"; Stiefelleckern geltende Schmähungen, die es im antiken Rom so vermutlich gar nicht gab. Auch sonst wartet "Seneca" mit allerlei Anachronismen auf: Neben Toga- stehen T-Shirt-Träger. Sich auch in formalen V-Effekten übend (nervöse Handkamera; Flashback-Clips in VHS-Ästhetik), gefällt sich diese Historien-Posse wie ihr titelgebender Profi-Spötter dabei, uns altklug-mahnend hinters Licht zu führen. Alle spielen neben dem Philosophen-Poser gewollt gekünstelt gut, aber diese Bühne gehört vor allem einem überdrehten John Malkovich. (David Auer)

Regie:
Regie:
Robert Schwentke
Darsteller:
Darsteller:
John Malkovich, Tom Xander, Geraldine Chaplin, Louis Hofmann, Lilith Stangenberg
Land/Jahr:
Land/Jahr:
D/MAR/F 2023
Genre:
Genre:
Historienfilm
Dauer:
Dauer:
112 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Festival:
Festival:
Mythos Film Festival 2023
Kinostart:
Kinostart:
6. April 2023

Selbstverliebte Satire-Simulation "Seneca"

David Auer | 05.04.2023

Man nannte ihn angeblich "Bonzen-Seneca" und "Mr. Establishment"; Stiefelleckern geltende Schmähungen, die es im antiken Rom so vermutlich gar nicht gab. Auch sonst wartet "Seneca" mit allerlei Anachronismen auf: Neben Toga-stehen T-Shirt-Träger. Sich auch in formalen V-Effekten übend (nervöse Handkamera; Flashback-Clips in VHS-Ästhetik), gefällt sich diese Historien-Posse wie ihr titelgebender Profi-Spötter dabei, uns altklug-mahnend hinters Licht zu führen.

Alle spielen neben dem Philosophen-Poser gewollt gekünstelt gut, aber diese Bühne gehört vor allem einem überdrehten John Malkovich. Vom Tyrannen Nero der Verschwörung bezichtigt und vor ein Ultimatum gestellt - Selbst-oder Fremdmord? -, dampfplaudert sich die prophetisch dünkende Quasselstrippe noch im Sterben ewiglang um pseudokritischen Kopf und Kragen.

Selbst aus dem Off salbadert er uns süffisant und hochtrabend die überreizten Ohren voll mit katastrophengeilem Nihilismus, von wegen Hybris und was schlecht begonnen habe, ende auch schlecht. Dieser Film versteht sich ums meta-ironische Eck sowohl als Vorführung seines Protagonisten und dessen Belehrungstheaters als auch eines Publikums, das dessen Krakeelen für Kritik hält. Und findet sich darin wohl ganz besonders gewitzt.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv)

Dieser Film bei Video on demand

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