Gefangen im Machtkampf: Tarik Salehs Politthriller "Die Kairo-Verschwörung"
JULIA PÜHRINGER
| 19.04.2023
Adam (Tawfeek Barhom) heißt der Held dieses Films, und er ist Sohn eines Fischers. Alles in "Die Kairo-Verschwörung" hat Symbolkraft, angefangen beim Originaltitel, der "Boy from Heaven" lautet. Durch ein Stipendium kommt Adam an die Azhar-Universität in Kairo. Kurze Zeit später spuckt der Großimam Blut und ist tot.
Das plötzliche Machtvakuum, das er hinterlässt, erzeugt einen tödlichen Sog von politischem Handlungsbedarf; die Königsmacher des Landes, politische wie religiöse, kommen schnell in die Gänge. Davon ahnt Adam nichts, als er von Oberst Ibrahim (Fares Fares) vom Geheimdienst als dessen neuer Informant an der Uni rekrutiert wird. Bald ist das Schicksal des jungen Mannes mit dem des ganzen Landes verstrickt -und auch er wird im Strategiespiel dazulernen.
Gedreht wurde in der Türkei, denn seit seinem Film "The Nile Hilton Incident" (2017) über Polizeikorruption in Ägypten kann der schwedische Regisseur Tarik Saleh nicht mehr in Ägypten arbeiten. Der Großvater des Regisseurs besuchte selbst die Azhar-Universität, "für mich ist das ein ganz normaler Ort.
Das ist wie der Vatikan. Aber alle Menschen aus Ägypten kennen den Vatikan, wissen alles über die EU und die Nato. Aber umgekehrt weiß man hier nichts über al-Azhar. Ich öffne da eine Tür", sagt Saleh.
Die uralte Universität als Schauplatz verleiht dem hochspannenden Thriller seine klassische Wirkung, die humorvollen wie auch die brutalen Elemente wirken dadurch noch stärker. "Ich bin Film-Fundamentalist. Ich weiß also, das Genre des Thrillers ist die absolute Meisterklasse. 'Die Schlacht um Algier'. 'Der Pate'."
Natürlich ist Tarik Saleh auch ein glühender Fan von John le Carré: "Ich habe nach seinem Tod alle seine Bücher wiedergelesen, auch die nicht so guten. Und dann wollte ich ständig das Drehbuch umschreiben, die Produzenten wurden schon nervös. Bei seinen Büchern weiß man auch immer ein bisschen zu viel. Im Film muss man blöd sein, da ist das narrativer Selbstmord. Aber ich habe mir gedacht: Scheiß drauf! John le Carré hat das auch so gemacht."
Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv)