Imbisse Vorarlbergerisch Lokalkritik

Ghörig

© Katharina Gossow

Foto: Katharina Gossow


Imbisslokal mit Vorarlberger Streetfood wie Käsknöpfle mit Röstzwiebeln, Riebel-Tiramisu und St. Galler Wurst. Spezialität: Ghörig Balls (zu marillenknödelgroßen Kugeln geformte Käsknöpfle, die frittiert und mit Apfelmus und Preiselbeermarmelade serviert werden). Bier aus Vorarlberg und Turbobier.

Adresse:
Adresse:
Hernalser Gürtel 39
1170 Wien
Telefon:
Telefon:
0676/473 75 28
Website:
Website:
instagram.com/ghoerig_vienna
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mi, Do 12–22, Fr 12–1, Sa 16–1, So 16–22 derzeit geschlossen
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€ (Hauptspeisen bis € 10)
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Imbisse
Küche:
Küche:
Vorarlbergerisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Essen zum Mitnehmen

Kategorischer Gsimperativ

Zwei Jugendfreunde machen ein Streetfood-Lokal und erfinden dabei die Käsknöpfle neu

Jeremy Auer und Alex Pezold kennen sich seit der Jugend, besuchten gemeinsam die Tourismusschule, Jeremy ging dann nach Wien, um in der Gastronomie zu arbeiten, Alex blieb noch eine Zeitlang in Vorarlberg und machte dort unter anderem Mundart-Hip-Hop. Von gemeinsamen Projekten träumten sie, seit sie 13 waren, und dann spülte es mit dem Streetfood-Boom der vergangenen Jahre auf einmal ein Gericht namens Arancini über die Alpen: gefüllte, frittierte Reisbällchen aus Sizilien.

„Wenn man sogar Risotto panieren kann, sollte das mit Käsknöpfle eigentlich auch gehen“, überlegten sich Auer und Pezold, entwickelten eine Art Vorarlberger Streetfood-Konzept und gaben dem einen Namen, der keiner Vorarlbergerin, keinem Vorarlberger wurscht sein kann, nämlich „Ghörig“: sechs Buchstaben, die in V-Berg quasi Handlungsmaxime sind, quasi die West-Variante von „normal“, in seiner Determiniertheit aber irgendwie viel stärker.

Der Platz, den die beiden für ihr Ghörig-Lokal wählten, ist definitiv kein einfacher, Hernalser Gürtel gegenüber dem Drive-in-Mäcki, hier regiert des Lebens Härte. Der früher schon mal als Wingman – die koreanische Hühnerflügel-Frittüre war leider um eine Spur zu früh, um vom K-Hype zu profitieren – in Erscheinung getretene Laden wurde mit ein bisschen Graffiti und einer Heidelbeer-Almrausch-Wandinstallation ausgestattet, ein Promotion-Hip-Hop-Video gedreht, und los ging’s.

Schon im ersten Monat wurde ein bisschen Gewinn gemacht, und das mit einem Programm, das zweifellos als exotisch zu bezeichnen ist. Käsknöpfle mit Röstzwiebeln zum Beispiel, Riebel-Tiramisu, St. Galler Wurst und natürlich die erwähnten Ghörig Balls: zu marillenknödelgroßen Kugeln geformte Käsknöpfle, die dann noch einmal paniert, in den Fritter geworfen und mit Apfelmus und Preiselbeermarmelade gereicht werden. Das funktioniert durchaus, muss man sagen, die Verwandtschaft zu den Arancini liegt auf der Hand, allerdings schmilzt der Käse bei dieser Darreichungsform nicht ganz so sinnlich wie in der Pfanne, auch auf charaktervoll stinkenden Räßkäse wird offenbar verzichtet (€ 9,20 als Portion, Einzelstück € 2,50).

Und was bitte ist St. Galler Bratwurst? „Die gibt es in Vorarlberg bei jedem Fußballfest“, klärt Alex Pezold auf, eine Nordostschweizer Spezialität mit geschützter Herkunftsbezeichnung aus Kalb- und Schweinefleisch, Kalbskopf, Schwarte und Milch, die beim Braten eine schöne Kruste bildet. Sehr interessant (€ 5,90). Zu trinken gibt’s Mohrenbräu, das die Ghörig-Männer wegen einer diesbezüglichen Korrektheitsdebatte in V-Berg als „Ländlebier“ verkaufen, sowie Marco Pogos Turbobier. Ist das ghörig? Im Rahmen …

Resümee:

Vorarlberger Streetfood am Hernalser Gürtel, das zwar Konformität im Namen trägt, deren Grenzen tatsächlich aber strapaziert.

Karte: Arge Karto



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