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Gleisgarten

Markthalle in der ehemaligen Remise Meidling mit diversen Gastroständen, u. a. von Veggiezz, Trixie Kiddo's und Sajado.

Adresse:
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Eichenstraße 2
1120 Wien
E-Mail:
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info@gleisgarten.com
Website:
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www.gleisgarten.com
facebook.com/GleisGarten
instagram.com/gleisgarten
Öffnungszeiten:
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geplante Eröffnung im Oktober 2023
geplante Eröffnung im Oktober 2023
Lokaltyp:
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Bars, Restaurants, Gaststätten

Wurst nach Baden fährt ab

Die Taubenkobels machen wieder ein Pop-up. Diesmal mit Friedenswurst

Foto: Katharina Gossow

Ob der Taubenkobel in Schützen am Gebirge da jetzt extra antizyklisch agiert, wenn er in der Vorweihnachtszeit an seltsamen Locations in Wien ein Pop-up macht, oder ob er damit seiner Weihnachtsfeierkundschaft entgegenkommt, darüber kann man diskutieren.

Tatsache ist: Heuer poppt der Taubenkobel zum dritten Mal, und nach dem Supersense im Jahr 2015 und der Alten Post voriges Jahr legt man diesmal locationmäßig schon noch eins drauf. Gekocht wird nämlich in der ehemaligen Remise der Badner Bahn in der Eichenstraße/Wolfganggasse, einer 110 Jahre alten Backsteinhalle, deren Areal in den nächsten drei Jahren immobilienmäßig „entwickelt“ werden, die als kulturelles Grätzelzentrum aber erhalten bleiben soll.

Alain Weissgerber kocht in einer temporären, offenen Küche ein sechs- oder achtgängiges Menü der doch eher gehobenen Preisklasse. Um dem Ganzen ein bisschen eine breitere Basis zu verleihen, wurde auch eine unkomplizierte „Low Budget“-Zone geschaffen, und zwar in Form einer rostigen Bar, einem alten Waggon der Badner Bahn und ein paar Loungetischerln mit Sitzgelegenheiten aus der Caritas-Sammlung. Das heißt, anders als voriges Jahr, als der Bar- und Snack-Bereich in einem kleinen Nebenraum stattfand, sitzt man jetzt mitten im Geschehen, auch ohne einen Hunderter für das Menü zu zahlen.

Und zwar gibt es Wurst. Das klingt jetzt zwar ein wenig bescheidener als die Austern mit Kren-Schnee, die man im Vorjahr in der Bar des „Brieftaubenkobel“ bekam, aber dafür steckt hinter der Wurst ein künstlerisches Gesamtkonzept: Die Vorarlberger Designer Manuel und Joachim Marte sorgten nämlich für den kulturellen Überbau, indem sie eine riesige weiße Taube mit einem Paar Würstel in den Krallen konstruierten, die über der Küche schwebt, T-Shirts mit Friedenszeichen bedruckten, die Wände mit Taubengraffiti besprayten, Taubenminiaturen bastelten und dem Ganzen den Titel „Es geht um die Wurst#Frieden“ gaben.

Ah ja, und die Wurst wurde von den Künstlern gemeinsam mit Weissgerber ebenfalls selbst entwickelt (und bei Windisch in Wiener Neustadt hergestellt), allerdings ist die „Friedenswurst“ nicht aus Taube, wie man jetzt vielleicht vermuten könnte, sondern größtenteils aus Erdäpfel und außerdem sehr gut, man bekommt sie mit selbstgemachtem Sauerteigbrot, Senf, Kren, Pfefferoni und Gurkerln (€ 7,90). Und weil Weissgerber und die Martes auch schon einen tannenwipferlwürzigen Gin gemeinsam gebrannt haben, gibt es auch alpinen Negroni (€ 11,–), sehr zu empfehlen, nicht zuletzt, weil das Bier von Becks ist (€ 5,80).

Dass ein DJ auflegt, ist irgendwie eh klar, der Service wird die Würstelgäste früher oder später wohl auch zur Kenntnis nehmen und für den Waggon gibt’s nach dem Pop-up angeblich auch schon einen Taubenkobel’schen Plan.

Resümee:

Die augenblicklich eindrucksvollste Möglichkeit, in Wien eine Wurst zu essen. Noch dazu eine Erdäpfelwurst namens Frieden.


Lokvogel, 12., Eichenstraße 2, Bar & Friedenswurst Mo–Sa ab 18 Uhr, www.lokvogel.at



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