City Bar
1010 Wien, Tiefer Graben 19
derzeit geschlossen
Foto: Heribert Corn
Jüngste Dependance der American Bar von Roberto Pavlovic-Hariwijadi. Schanigarten.
Adresse: |
Adresse:
Marco-d'Aviano-Gasse 11010 Wien |
Telefon: |
Telefon:
01/890 86 72 |
Website: |
Website:
www.robertosbar.com |
Öffnungszeiten: |
Öffnungszeiten:
täglich 11–3
jetzt geöffnet
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Lokaltyp: |
Lokaltyp:
Bars
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Sonstiges: |
Sonstiges:
Gastgarten
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Die Reiss hat zweifellos polarisiert. 1977 startete der damals 34-jährige Werber Michael Satke ein ambitioniertes Projekt: eine Bar, wie es sie auf der ganzen Welt so noch nicht gab, und diese Bar sollte außerdem der Startschuss für ein neues Lebensgefühl in der tristen Wiener Innenstadt sein.
Die Reiss war wahrscheinlich eine der ersten Champagnerbars der Welt, die Architekten von Coop Himmelblau bedienten sich eines für Bars völlig neuen Designs: offen, hell, mit provokanten architektonischen Details (Riss durch die Wand, Lüftungsrohre in Form überdimensionaler Teleskop-Traversen).
Designstudenten aus aller Welt reisten an, um ihre Fotos zu machen, in Wien wurde die Reiss allerdings eher von der Innenstadt-Schickeria in Beschlag genommen, die Linken hassten sie. Als Mitbegründer des Magazins Wiener und des Bermudadreiecks erreichte Satke das weitaus komplexere Ziel, nämlich die Stadt anzustarten, dennoch.
1996 wurde die Reiss verkauft und unter Zerstörung des ursprünglichen Designs schließlich zur Smoothie-Bar.
Roberto Pavlovic-Hariwijadi ist als langjähriger Chef der Loos-Bar und als Betreiber seiner zwei Roberto-Bars auch ein Teil der Wiener Bar-Legende. Vor vier Jahren wurde ihm das Lokal schon einmal angeboten, erzählt er, da war’s ihm aber noch zu teuer, nun trauten sich er und seine Frau aber drüber.
Sagen wir so: Von der Reiss merkt man nicht mehr viel. Ein paar Zitate wie die Teleskop-Lüftungsrohre wurden rekonstruiert, verschwinden allerdings hinter einem Kristallluster, die weiße Marmorfassade setzte man jetzt in rotem Rosso-Lombardo-Marmor um, das große Fenster geriet etwas kleiner. Es wurde eine sehr rote, sehr samtige, sehr messingfunkelnde, sehr klassische Bar.
Die aber vom ersten Moment an funktionierte, Bars polarisieren heute nicht mehr: Da ist etwa der Sektionschef i.R. mit seiner Frau und dem kläffenden Hund auf der Bank, der ihn beim Versuch, das Kläffen zu unterbinden, in die Hand zwickt. Großartige Show. Oder der Mann, der Pisco Sour trinken will, allerdings wollten das an diesem Abend schon viele, weshalb keine rohen Eier mehr vorrätig waren. Die Barchefin ruft ihm durch die Menge zu: „Wir haben keine Eier mehr!“, und er labt sich – auf den Appetit gekommen – an den hart gekochten Eiern, die da als Barsnack auf der Budel stehen. Herrlich, und das am dritten Tag.
Der Toast ist übrigens super (€ 6,50), und der Espresso Martini – Espresso, Wodka, Kaluha und ein bisschen Weiße-Schokolade-Likör, hart geshakt – kann in zwei Größen (€ 13,−/€ 5,50) geordert werden und ist eine sehr angenehme Art des alkoholischen Kaffeeverzehrs.
Resümee:
Die Reiss-Bar heißt nicht mehr so und schaut auch ganz anders aus. Aber sie hat wieder offen und ein bisschen Spirit ist noch da.
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