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Goldener Papagei

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


2022 neu eröffnetes Café mit Spezialkaffees und tollen Sandwiches, Gemüse- und Eigerichten, außerdem Cocktails und Naturweine (auch zu Ab-Hof-Preisen zu kaufen). Verkauf von Topfpflanzen. Schanigarten.

Adresse:
Adresse:
Praterstraße 17
1020 Wien
Website:
Website:
www.goldenerpapagei.at
instagram.com/goldenerpapagei
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
täglich 9–21 derzeit geschlossen
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Cafés, Espressos
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Gastgarten

Belgrad, dritte Welle

Eine neue Hipster-Café-Bar wirkt nur auf den ersten Blick so wie alle anderen

FLORIAN HOLZER | 24.5.2022

Als Nebojiša Spasic vor 43 Jahren in Belgrad sein Café Zlatni Papagaj aufmachte, war das eine Sensation: italienische Lebenskultur, mediterrane Leichtigkeit, eine Prise Dolce Vita und vor allem echter (eigenhändig eingeschmuggelter) italienischer Espresso. So etwas hatte es in der Balkan-Metropole bis dahin nicht gegeben, erzählt Nathan Spasic, Nebojišas Sohn. „Jeder, der damals irgendwie in der Kulturszene Jugoslawiens zu tun hatte, kannte dieses Café.“

Nathan wuchs in Wien auf, hatte mit Gastronomie überhaupt nichts zu tun. Als er aber die Möglichkeit bekam, diese Location Ecke Praterstraße/Zirkusgasse zu bekommen – seit Jahren unter Gastronomen eines der begehrtesten Objekte in der gesamten Leopoldstadt –, beschloss er, die Idee des Belgrader Kult-Cafés wieder aufzunehmen. Nur halt zeitgemäß.

Drei Jahre arbeitete er großteils eigenhändig im Erdgeschoß dieses Biedermeiergebäudes an einem Goldenen Papagei (so der Name) für die 2020er-Jahre. Den Terrazzoboden goss er selbst, und weil die Ausstattung mit Indoor-Pflanzen sein Budget überstrapaziert hätte, schlug er dem Floristen Thomas Tergowitsch eine Partnerschaft in Form eines Shop-in-Shop-Konzepts vor.

Das sorgt für jede Menge Grünzeug in optimal gepflegtem Zustand. Auch wenn der Slogan „Third Wave Coffee & Plants“ am Anfang etwas befremdlich geklungen haben mag, die Verkaufszahlen der Goldener-Papagei-Topfpflanzen beweisen, dass das eine smarte Idee war.

Apropos Third-Wave-Kaffee: Die direkt gehandelten Spezialkaffees röstet ein norwegischer Barista-Weltmeister, irgendwann soll in Wien geröstet werden, denn generell ist Regionalität das Konzept. Vor allem beim seit kurzem angebotenen Essen. „Ich wollte nicht der hundertste Coffeeshop mit Avocado-Toast sein“, sagt Nathan Spasic.

Also tolle Sandwiches, Gemüse- und Eigerichte, die er gemeinsam mit einem befreundeten Spitzenkoch (der einstweilen noch im Hintergrund bleiben will) entwickelt: Sauerteigbrot mit Räucherforelle, Frisée, Radieschen und Krenmayo zum Beispiel, sehr hübsch, sehr super (€ 8,20), oder zwei kernweiche Stunden-Eier mit federleichtem Hollandaise-Schaum und Pastrami, großartig (€ 8,90). Und auch wenn sich „sous-vide mit Safran gegarte Birne mit Salz-Crumble und Joghurt-Schaum“ unendlich gestelzt anhört, das knusprige Kompott war wirklich gut (€ 6,80).

Auch durchaus in der Tradition des Belgrader Originals: Es gibt neben gutem Kaffee auch gutes Bier, gute Cocktails und sehr gute Natural Wines, die hier außerdem zum Ab-Hof-Preis verkauft werden. Die Preise halten sich für diesen hipsten aller Leopoldstädter Winkel im Rahmen. Finden wir gut.

Resümee:

Das etwas andere Hipster-Café. Nicht nur saurer Espresso mit Hafermilch, sondern tolles Essen, tolle Drinks, tolles Konzept.



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