Imbisse Lokalkritik

Espresso Buffet

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Feinkostladen und Imbiss der Espresso-Betreiber von nebenan. Fermentiertes und Eingelegtes, z. B. Ajvar aus über Holzkohle gerösteten Bio-Paprika oder Tramezzini mit Brot von Ährnst; Verkauf von Flaschenbier und Weinen.

Adresse:
Adresse:
Burggasse 57
1070 Wien
Website:
Website:
www.espresso-wien.at
facebook.com/espresso.burggasse
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mi–Fr 11–17, ab Oktober 2023: Di–Fr 11–18
derzeit geschlossen
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Imbisse
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen zum Mitnehmen

Programm, nicht Name

Das Espresso, Ikone der Neubauer Szene-Gastronomie, hat jetzt auch ein Buffet

Klar hätten Julia Zerzer und Michi Novak einfach ihr Wirr weitermachen können. Aber erstens fühlt man sich irgendwann zu alt für ein turbulentes Club-Bar-Café-Lokal und zweitens ist da halt diese Ambition. Weshalb die beiden vor fast 20 Jahren ein altes Espresso aus den 60er-Jahren übernahmen, akribisch und originalgetreu renovierten und das „Espresso“ zum Angelpunkt der Neubauer Szene machten.

Klar hätten sie dabei bleiben können. Stattdessen schärften sie während der Lockdowns das Profil des Lokals, spezialisierten sich auf Naturweine, erhielten im Zuge der Neugestaltung des Ruth-Klüger-Platzes einen größeren Schanigarten.

Fand alles große Akzeptanz, aber wie gesagt, diese Ambition … Denn Michi Novak macht wahnsinnig gerne köstliche Sachen selbst, Würste, Porchetta, Eingelegtes, das begeistert ihn und noch mehr begeistert es ihn, wenn er damit andere begeistern kann. Weshalb er tatsächlich einmal überlegte, in seinem Waldviertler Refugium ein kleines Delikatessengeschäft zu eröffnen.

Was zweifellos gescheitert wäre, weshalb Zerzer und Novak gut daran taten, ihre Ambition in das Zuckerlgeschäft gleich neben dem Espresso zu investieren. Und nach Jahren der Bemühungen und Frustrationen war es heuer dann endlich soweit, sie starteten eine Kickstarter-Crowdfunding-Kampagne, holten mit Julian Lubingers Croissant-Manufaktur Ährnst einen großartigen Partner an Bord (siehe Falter 33/23) und starteten vorige Woche soft.

Nein, das Lokal heiße nicht Sauerkraut, erklärt Julia Zerzer, auch wenn das über der Auslage steht, „das ist eher das Programm, nicht der Name“. Weil: Zerzer und Novak legen hier in große Gläser ein und lassen reifen, fermentieren, mazerieren. Und dann füllen sie das Eingelegte in kleine Gläser ab. Etwa ein grenzgeniales Ajvar aus über Holzkohle gerösteten Bio-Paprika oder eine Caponata, zu der man eigentlich gar nichts braucht, außer ein Löfferl (€ 6,–).

Und dann wäre da das Thema Tramezzino, eine Herzensangelegenheit Novaks, die er schon im Espresso einigermaßen zur Perfektion brachte, hier jetzt aber mit Ährnst-Brot arbeitet, was Novaks Tramezzino-Wahnsinn offenbar Tür und Tor öffnete: Etwa das Italo-Sandwich mit selbstgemachtem Pilz-Aufstrich, herrlich. Oder das Tramezzino mit Beinschinken, Mayonnaise und Ei, wobei die Eier zuvor in Pilzsud eingelegt werden. Alter Schwede (€ 3,20)!

Das Espresso Buffet ist ein Geschäft, kein Lokal. Aber es hat vor der Auslage eine alte, sehr einladende Holzsitzbank. Und man kann im Espresso Buffet auch lässige Biere und Weine kaufen. Ein Öffner und ein Glas werden sich finden lassen.

Resümee:

Fast schon mehr eine Lebensphilosophie als einfach ein Laden – gute Sachen aus guten Rohprodukten selber herstellen und damit bei Kunden Begeisterung erzeugen.

Foto: Arge Karto



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