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Das Prost

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Neues Wirtshaus im ehemaligen „Schwammerlwirt“. Bodenständige Wiener Küche teils neu interpretiert, z. B. Wild, Innereien oder gefüllte Paprika; Dukatenschnitzerl vom Schweinslungenbraten mit Erdäpfel-Gurkenrahmsalat (€ 18,20). Für Feste und Feiern geeignet. Gastgarten.

Adresse:
Adresse:
Speisinger Straße 224
1230 Wien
Telefon:
Telefon:
0677/67 70 50 32
E-Mail:
E-Mail:
mail@dasprost.at
Website:
Website:
dasprost.at
facebook.com/dasprost
instagram.com/dasprost
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 17–23 derzeit geschlossen
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€€ (Hauptspeisen € 15-25)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Restaurants, Gaststätten
Küche:
Küche:
Wienerisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Gastgarten

Schwammerl war gestern

Manchmal geschehen Wunder – wie die Auferstehung eines Maurer Traditionsgasthauses

War man früher im Liesinger Mauer unterwegs, wollte gern essen gehen, hatte aber gerade keine Lust auf Heurigen oder Pizza, standen die Karten schlecht. Drei Kilometer zum Stasta, dreieinhalb zum Split, das wunderbare Gasthaus Napoleonwald machte voriges Jahr zu, der Schwammerlwirt vor drei Jahren.

Und in letzterem Fall war der Abgang besonders hart: Familienunternehmen seit 1899, soziales Zentrum des Grätzels, klassischer Austragungsort des Leichenschmauses nach Begräbnissen am Maurer Friedhof, herzliche Wirtsleute, eine historische Schankanlage und ein fantastischer Gastgarten. Nein, Schwammerln gab’s beim Schwammerlwirt nicht bessere als überall anders zur Saison auch, aber im Gastgarten der Familie Prost tauschten Wanderer und Schwammerlsucher seit jeher bei einem kühlen Bier ihre Beute, daher der Name.

Manchmal wendet sich das Blatt aber auch zum Guten. Weil nämlich der Schwammerlwirt nicht für immer schloss, sondern in Wirklichkeit von Grund auf renoviert und zu „Das Prost“ umbenannt wurde. Drei Jahre wurde entrümpelt, erzählt Alexander Kristen, Schwiegersohn der letzten Schwammerlwirte, und auch wenn das alles viel länger gedauert hatte als geplant, sei das gar nicht so schlecht gewesen, „denn so lernte ich das Gemäuer erst so richtig kennen“.

Und es wuchs daraus ein gewisser Respekt dem Haus gegenüber. Bei der Renovierung aufgetauchte Wandbemalungen wurden konserviert, die alte Schank entkernt und modernisiert, uraltes Mobiliar instandgesetzt, Bestandteile aus der 124-jährigen Geschichte des Wirtshauses wurden zur geschmackvollen Dekoration. Ganz schön gut gelungen, muss man sagen.

Jetzt ist Alexander Kristen aber nicht nur ein Mann mit Gefühl für Renovierungen, er hat auch bei wirklich großartigen Köchen gearbeitet. Darunter Alex Atala in São Paulo, aktuell einer der besten Köche der Welt, vor allem aber Mario Lohninger, der im New Yorker Danube gemeinsam mit David Bouley die Wiener Küche quasi neu erfand und in seinem Lokal in Frankfurt dann ganz gut damit weitermachte.

Das merkt man irgendwie: tischtennisballgroße Grammelknöderln, flaumig und zugleich al dente, mit bissfestem, lauwarmem Krautsalat, herrlich (€ 12,–/16,–); eine elegante Rindsuppe mit Grießnockerln mit ganz zartem Grießkern, große Schule (€ 6,20). Vor zwei Wochen stand dann sogar Kitzbeuschel auf der Karte, Kitzbeuschel, bitte! Okay, nicht ganz so gut wie das, das ich mache, aber immer noch großartig (€ 19,80).

Und dann ein gefüllter Paprika, der schlicht und ergreifend grandios war, à la bonne heure, wie man in Wien sagt (€ 15,40). Kein einziges Schwammerl, aber das war echt auszuhalten.

Resümee:

Ein für Mauer wichtiges Gasthaus wurde sensibel und geschmackvoll renoviert. Und es gibt Wiener Küche wie sonst nur selten.



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