Cafés, Espressos Lokalkritik

Kaffee Max

© Kaffee Max

Foto: Kaffee Max

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Café von Tchibo. Verschieden belegte Bagels, süße und pikante Snacks; große Kaffeeauswahl (Espresso, Cappuccino, Americano, Frappés), auch zum Mitnehmen im Pfand-Mehrwegbecher. Klimaanlage. Hunde nicht erlaubt.

Adresse:
Adresse:
Bauernmarkt 11–13
1010 Wien
Telefon:
Telefon:
01/766 22
Website:
Website:
www.kaffeemax.at
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 7.30–17.30, Sa 9–18 derzeit geschlossen
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Cafés, Espressos
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen vor 8, Essen zum Mitnehmen, Hunde nicht erlaubt, Klimaanlage

Altes Geld, neuer Look

Alleshändler Tchibo macht jetzt einen auf Barista. Und eröffnete eine Kaffee-Bar

Was wissen wir über Tchibo? Gegründet 1949 von Max Herz und Carl Tchilling in Hamburg als Kaffeebohnen-Versandhandel; im Lauf der Jahre kam der Einzelhandel dazu, eine Beteiligung bei der deutschen Zigarettenmarke Reemtsma und die Übernahme der Beiersdorf AG, sprich Nivea und Hansaplast.

Tchibo handelte und handelt mit Fernreisen, mit Mobiltelefonen, mit Mode und mit Energie, der jährliche Umsatz des Unternehmens liegt bei 3,26 Milliarden Euro.

So weit, so beeindruckend reich. Was Tchibo und sein Österreich-Ableger Eduscho allerdings nie besaßen, war der Ruf eines herausragenden Kaffeeproduzenten. Tchibo, das war, was Tante Friedl im Supermarkt kaufte und in ihre Melitta-Maschine füllte. Tätowierte Hipster-Baristas mit originellen Frisuren rührten das Zeug nicht an.

Nun ist es aber so, dass tätowierte Hipster-Baristas mit originellen Frisuren längst Teil einer breiten Populärkultur sind, weshalb Tchibo schon vor Jahren begann, auch die Image-Themen Nachhaltigkeit, fairer Handel, Bio-Anbau und Herkunft zu spielen.

Wobei, bitte nicht verwechseln: Kaffeebohnen von einer echten Farm in einer Top-Anbauregion, fair gehandelt und von Leuten geröstet, die sich echt damit auskennen, ist immer noch etwas ganz anderes als ein Tchibo-Kaffee mit Fantasienamen, bei dem gerade einmal das Herkunftsland genannt wird. Also besser als „Gala Gold“, aber halt schon ein Marketingschmäh.

Und zu dieser Strategie zählt auch das Kaffee Max am Bauernmarkt. Untergebracht in einem Shop im Generali-Gebäude wirkt es so, als hätte man mit dem Einrichtungskonzept nicht besonders viel Zeit verloren. Anders als das 2019 in Bern eröffnete Kaffee Max wirkt das Wiener Outlet schlicht: eine blau geflieste Theke mit Vitrine, ein Regal mit kaffeerelevanten Eduscho-Produkten, wahllos zusammengestellte Literatur.

In der Vitrine warten ein paar Kuchen und Blätterteiggebäck darauf, endlich bestellt zu werden, daneben vier Sorten bereits vorgefertigter Bagel. Ich probierte „Gouda Nuss“ mit (wenig) Erdnussbutter, Sweet Chili-Sauce, Zwiebel, Gurke, billigem Gouda und stellte fest, dass der Biss im Mund immer mehr wurde, was kein angenehmes Gefühl war (€ 5,50).

Es gibt zwei Mühlen, eine war mit „Wild Berry“, eine mit „Hazelnut“ befüllt, beide Kaffees leider völlig kraftlos (€ 2,50), was aber auch an den Mühlen liegen kann, die schließlich reichlich vorgemahlenes Material speichern können. Im Kaffeehaus völlig normal, in der Barista-Hütte undenkbar. Die zahlreichen jungen Besucher aus einer Generali-Schulung störten sich nicht daran. Aber die tranken auch fast alle Matcha Latte.

Resümee:

Der Einzelhandelsgigant mit Kaffee-Hintergrund eröffnet ein Lokal, das ein bisschen wie eine Kaffeebar aussieht und auch so tut als ob.



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