Café Weidinger
1160 Wien, Lerchenfelder Gürtel 1
jetzt geöffnet
Foto: Heribert Corn
Foto: Café Ritter
Foto: Falter Verlag/Karin Wasner
Schönes Kaffeehaus aus dem Jahr 1907, sanft renoviert, mit sehr angenehmer Atmosphäre. Große ganztägige Frühstückskarte (€ 6,90 bis € 15,30); große Kaffeehausküche (wechselnde Tagesangebote, Mo–Fr 2gg MM ab € 8,90), auch vegetarische und vegane Speisen; kleine Portionen möglich. Kinderspielecke mit Büchern, Bällebad und vielen Plüschtieren, Familien-WC, Wickeltisch und Hochstühle. 1 Caramboltisch, Schach, Karten- und Würfelspiele; österreichische und internationale Tageszeitungen. Schanigarten für ca. 40 Pers.
Adresse: |
Adresse:
Ottakringer Straße 1171160 Wien |
Telefon: |
Telefon:
01/486 12 53 |
E-Mail: |
E-Mail:
office@caferitterottakring.at
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Website: |
Website:
www.caferitterottakring.atwww.facebook.com/caferitterottakring/ |
Öffnungszeiten: |
Öffnungszeiten:
Mo–Sa 9–23, So, Fei 9–20, Küche und Frühstück bis 21.30, So, Fei bis 19
jetzt geöffnet |
Preiskategorie: |
Preiskategorie:
€€
(Hauptspeisen € 10-15)
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Zahlungsmöglichkeiten: |
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
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Lokaltyp: |
Lokaltyp:
Wiener Kaffeehäuser
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Sonstiges: |
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Essen mit Kindern, Essen zum Mitnehmen, Fair-Trade-Produkte, Frühstück, Gastgarten, Schach, Spiele
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Tipp: |
Tipp:
aus dem Buch
"Kaffehäuser in Wien", Ein Führer durch eine Wiener Institution
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Martina Postl kommt aus der Bankenbranche, hat in Wien und den USA Wirtschaft studiert, in Zürich bei einer amerikanischen Bank gearbeitet. Und weil sich die geborene Waldviertlerin ihr Studium mit Kellnerieren finanziert hat und ihr das irrsinnig großen Spaß gemacht hat und weil ihr das alle Freunde prophezeiten, wusste sie, dass sie einmal Gastronomin werden würde, „spätestens mit 65“.
Vor zehn Jahren reifte dann der Entschluss, dass es ein Kaffeehaus sein müsse, wegen des „demokratischen Prinzips“, wegen der „gediegenen Atmosphäre“ und weil „die Kaffeehäuser vor dem Sterben bewahrt werden müssen“. Martina Postl ging jedes Jahr auf den Kaffeesieder-Ball, schloss Freundschaften, ließ im März wissen, dass sie jetzt dann bald bereit sei. Und als sie im Sommer erfuhr, dass das Café Ritter in Ottakring schon seit Monaten Sommerpause mache, „nahm ich es sofort“.
Das Ritter ist ein tolles Kaffeehaus. Ende des 19. Jahrhunderts als palastartiges „Café Merkur“ mit Marmorsäulen, Stuck und drei Meter hohen Wandmalereien im Makart-Stil gegründet, 1905 von Wilhelm Ritter übernommen, im Laufe der Jahrzehnte immer ein bisschen verändert, selten zum Besseren. 1997 wurde es noch einmal kräftig renoviert, kurz danach verpachtet, der letzte Pächter versuchte, mit Spielautomaten über die Runden zu kommen, das Café versiffte.
Nachdem Martina Postl das Kaffeehaus im Allgemeinen und das Ritter im Speziellen als ihre Berufung erkannt hatte, ging sie bei der Wiedereröffnung kompromisslos vor: neue Küche, neue Toiletten und Behinderten-WC, neuer Kühlbereich, neuer Anstrich, teilweise neue Sitzpolsterung (wobei die alten Sitzbänke mit dunkelgrünem Skai schöner sind), Kinderspielecke, Rauchen nur mehr im Keller, 365 Tage offen. Zeitungen stammen aus aller Welt, auch aus den Niederlanden, schließlich steht in jedem niederländischen Wien-Reiseführer, dass das Café Ritter Ernst Happels Stammcafé war.
Mayonnaise-Ei, Schinkenrolle und saure Wurst kamen wieder auf die Karte, sehr gut, die Mayonnaise wird selbst gemacht, das Gulasch stammt vom Top-Fleischer Giessinger gegenüber, das Bier aus Postls Heimat Waldviertel, der Wein vornehmlich aus den Kellern von Winzerinnen. Und das Café Ritter hat nicht nur zwei verschiedene Kaffees, einen körperreichen Meinl und einen wirklich eher raren, zart-säuerlichen Madar aus Melk, sondern auch gleich zwei Espressomaschinen, das ist selten.
Und eine Gin-Sammlung gibt’s auch und ein bisschen Kunst von Max Piva (Sohn von Paolo Piva), „Kaffeehaus ist alles und kann alles, und wenn ich schon Unsummen für einen Geschirrspüler ausgeb, kann ich auch ein bisschen was in Kunst investieren“, sagt Martina Postl. Und die Leute scheinen ihren Enthusiasmus zu spüren, das Café ist gut besucht. Selten kommt was Besseres nach, manchmal aber schon.
Resümee:
Ein zum Sterben verurteiltes Vorstadtcafé hat eine neue Besitzerin und offenbar einen neuen Auftrag als Grätzelzentrum.
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