Imbisse Lokalkritik

Otto am Berg

© Katharina Gossow

Foto: Katharina Gossow


Pop-up von Max Stiegl auf der Baumgartner Höhe in Kooperation mit XO Beef. Smashed Burger (€ 13,90), Pastrami-Reuben-Sandwich (€ 14,90); Champagner, Cocktails, ausgewählte Weine von Weinhändler und Sommelier Robert Stark.

Adresse:
Adresse:
Baumgartner Höhe 1 (Pavillon 24)
1140 Wien
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Fr–So 12–21 derzeit geschlossen
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€ (Hauptspeisen € 10-15)
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Imbisse
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Essen zum Mitnehmen

Depperter Börger

Burger, Reuben und Ćevapčići am Steinhof – für Wiener eine Herausforderung

Wiener und Wienerinnen gehen nicht gerne auf die Baumgartner Höhe. Obwohl es dort sehr schön ist, die von Otto Wagner gestalteten Pavillons mitunter perfekt erhalten sind und die Luft von der frischen Würze des Wienerwaldes kündet.

Und zwar nicht wegen der Euthanasie-Verbrechen, die „Am Spiegelgrund“ begangen wurden. Wiener haben viel mehr Angst, dann dort bleiben zu müssen, dort, „bei den Depperten“. Weil, wer weiß, könnte ja sein, dass wer was bemerkt.

Die Baumgartner Höhe, alias „Steinhof“, alias Otto-Wagner-Spital, wurde 1907 von Otto Wagner geplant, ist insgesamt größer als die Josefstadt, besteht aus 26 Pavillons, teilweise noch medizinisch genutzt.

Seit etwa zehn Jahren kämpfen Bürgerinitiativen darum, dass das Gelände nicht von Bauträgern „entwickelt“ wird, und nachdem die Soros-Universität CEU doch nicht an den Steinhof übersiedeln wird, herrscht augenblicklich Ratlosigkeit, wie mit diesem unglaublichen Areal umgegangen werden soll.

Max Stiegl, in Slowenien geborener und mittlerweile im Burgenland extrem erfolgreicher Multi-Gastronom, wurde offenbar irgendwann einmal damit beauftragt, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Steinhof in seiner nach-medizinischen Ära genutzt werden könnte. Und begann einfach schon einmal damit.

Er checkte einen amerikanischen Imbiss-Anhänger, holte die Leute von XO Beef an Bord (ein 2016 gegründetes Start-up, das mit dem Fleisch alter Milchkühe handelt und 2022 auch ein Burger-Lokal in der Kettenbrückengasse aufmachte) sowie den Weinhändler und Sommelier Robert Stark.

Der Platz ist der blanke Wahnsinn: Unmittelbar vor dem unbenutzten Pavillon 24, Jugendstil-Sanatorium-Architektur, aber halt mit vergitterter Veranda, schon ein bisschen unheimlich, man rechnet jederzeit mit entweder Jack Nicholson samt Hackebeil oder Paulus Manker im Bademantel und fragt sich, was man präferieren würde.

Alkohol hilft in solchen Fällen, etwa ein Cocktail namens Lawn Flamingo mit Aquavit aus Kopenhagen und Grapefruitsaft, beruhigt die Nerven sehr (€ 12,–).

Und dann gibt’s natürlich das XO-Erfolgsprogramm in Form von Smashed Burger (€ 13,90) und dem wirklich großartigen sowie großen Pastrami-Reuben-Sandwich mit selbstgemachtem Räucher-Pökel-Brisket, geschmolzenem Emmentaler, Gurkerln, Senf und einem Beitrag Max Stiegls in Form schön scharfer Chilisaucen, bist du deppert (€ 14,90).

Demnächst sollen auch noch Stiegls Ćevapčići und Cheesecake verfügbar sein und Champagner gibt’s auch. Womit man sicher sein kann, doch eher Paulus Manker anzutreffen und nicht Jack mit der Axt.

Resümee:

Eine Pop-up-Location, gleichermaßen traumhaft wie gruselig. Und ein Imbiss-Wagon mit unglaublichen Burgern und Reuben-Sandwiches.



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