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Brasserie Poldie

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn

© Brasserie Poldie

Foto: Brasserie Poldie

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Französische Brasserie mit kreativer Küche von Haubenkoch Sebastian Slavicek wie frische Austern, Steak Frites (Steak mit Pommes Frites), frischer Fisch nach Saison; mehrgängiges Überraschungsmenü "Choix du Chef" (3gg vegetarisch € 31,–/mit Fisch bzw. Fleisch € 45,–, 4gg vegetarisch € 42,–/mit Fisch bzw. Fleisch € 51,–); Champagner, Weinkarte mit mehr als 150 Positionen vom Burgenland bis Bordeaux. Platz für ca. 40 Pers., zwei Schanigärten.

Adresse:
Adresse:
Taborstraße 81
1020 Wien
Telefon:
Telefon:
01/356 35 00 15
E-Mail:
E-Mail:
salut@poldie.wien
Website:
Website:
www.poldie.wien
facebook.com/poldie.wien
instagram.com/poldie.wien
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Di–Sa 17–23.30 (Fei geschlossen) öffnet um 17:00 Uhr
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€€ (Hauptspeisen € 15-25)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Restaurants, Gaststätten
Küche:
Küche:
Französisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Gastgarten

Austern bei den Alten

Eine Seniorenresidenz und ihre Kantine. Die am Abend zur französischen Brasserie wird

FLORIAN HOLZER | 5.7.2022

Essen gehen ins Altersheim, warum nicht? Kürzlich eröffnete im Volkertviertel eine Seniorenresidenz, die mit mindestens 2933 Euro pro Monat nur leider für kaum einen von uns leistbar ist, wenn wir einmal alt sind.

Aber die elegante, im Diner-Stil gehaltene Kantine wird abends zum Restaurant, und zwar nicht zu irgendeinem, sondern zu einer Brasserie. Was ist jetzt schnell eine Brasserie schon wieder? Das ist jene Lokalgattung, die in der französischen Gastronomie-Nomenklatura zwischen dem einfachen Bistro und dem eleganten Restaurant angesiedelt ist. Geboten werden normalerweise einfache, deftige Traditionsgerichte, aber auch Meeresfrüchte und das Ganze in sehr elegantem, klassischem Ambiente und in zumeist ziemlich großem Ausmaß. Brasserien wie das La Coupole und das Terminus Nord in Paris oder die Brasserie Georges in Lyon sind grandiose Beispiele.

Reinhold Six, unter anderem seit zwei Jahren Pächter des Lokals im ÖBB Sportcenter Donau City, war lange Sommelier in der Schweizer Top-Gastronomie und hatte immer schon davon geträumt, selbst so eine Brasserie zu machen. Schwierig in Wien, weil französische Küche hier ja nicht so einen leichten Stand hat, aber in Kombination mit dem Betrieb der Seniorenresidenz-Gastronomie schien ihm das Risiko kalkulierbar.

Wie hübsch es da drinnen im Garten ist, sieht man dem Haus von außen kaum an, Blumen und Zierpflanzen ohne Ende, eine riesige Platane, Lauben, erstens sehr ansehnlich, zweitens ein brauchbarer Hinweis darauf, dass Wiener Hinterhöfe nicht aussehen müssen wie Gefängnisfreiflächen.

Nächste gute Nachricht: Es kocht hier der Sebastian Slavicek, der erstens im Josefstädter Goldfisch und bei diversen Pop-ups schon gezeigt hat, dass er das kann, und dem zweitens die französische Küche am Herzen liegt. Also gibt es hier die kalte Erdäpfel-Lauch-Suppe „Vichyssoise“ mit den in Frankreich heiligen, bei uns weggeworfenen „Pfaffenstückchen“, zwei absolut köstlichen Mini-Muskeln aus dem Hühner-Rücken (€ 9,–). Salade Niçoise ist hier nicht einfach ein Salat, sondern ein SALAT (€ 14,–), das Beef Tatar ist grob geschnitten, Ketchup hat hier nichts verloren, Ochsenmark schon (€ 16,–). Die gedämpften Austern mit Liebstöckel sind echt sehr gut, und zu gerolltem Lammbauch mit Linsen-Kapern-Ragout (€ 24,–) kann man eigentlich auch nur „Ja!“ sagen, vor allem, wenn Reinhold Six da ein schönes Glas Rotwein dazustellt.

Ist das ein Modell für die Altersversorgung der Zukunft? Natürlich nicht, aber es vermittelt ein gutes Gefühl, und ein gutes Gefühl ist auf jeden Fall ein Aspekt für die Altersversorgung der Zukunft.

Resümee:

Essen wie die alten Götter in Frankreich. Sehr gute französische Küche, ermöglicht durch Kantinen-Querfinanzierung.



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