Pubs Lokalkritik

Mel's Craft Beers & Diner

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Craft-Bier-Bar; über 300 Sorten Fass- und Flaschenbiere; Burger, Sandwiches, Baguettes, Salate, Desserts; 11–23 Take-Away.

Adresse:
Adresse:
Wipplingerstraße 9 (Ecke Fütterergasse 1)
1010 Wien
E-Mail:
E-Mail:
office@paddysco.at
Website:
Website:
www.paddysco.at
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
täglich 11–2 öffnet um 11:00 Uhr
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Pubs
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen zum Mitnehmen

Vier Fäuste für ein Double IPA

Schon wieder ein neues Craft-Beer-Kompetenzzentrum mit Burger-Begleitung

FLORIAN HOLZER | 28.4.2015

Es hat relativ lange gedauert, bis das „Mel’s Craft Beers & Diners“ fertig war, aber dafür hat man sich ja auch ganz schön Mühe gegeben. Also zumindest, was die Gestaltung betrifft, da wurden ein aus Dielen und Zementfliesen bestehender Boden verlegt, dinermäßige Sitzbänke installiert, recht viel Eichenholz verbaut, eine formschöne Theke mit aberhundert bunten Bierfläschchen darin an die Wand geschraubt. Von den sechs Lokalen, die zum Wiener Pub-Konzern Paddy’s & Co. gehören, ist das neue Mel’s sicher nicht das hässlichste.

Ebenfalls Mühe gegeben hat man sich bei der Gestaltung der Bierkarte, die wurde sogar ein Meisterstück: 25 höchst interessante Biere der Gattung „Craft“ gibt es offen, die Getränke sind verhältnismäßig gut beschrieben, damit auch der Craft-Beer-Rookie ein bisschen was damit anfangen kann. Weitere 350 sind in Flaschen von 0,33 bis 0,75 Liter erhältlich, schön gegliedert in die Kategorien Ales/Lagers, Pale Ales/Brown Ales, IPAs, Porter & Stout, belgische Biere, andere (Pils, Kölsch, Weizen, Wit ...) und Limited Editions.

Kommen wir zum dritten Punkt, nämlich der Speisekarte, und da ließ der Gestaltungswille dann aber schon sehr dramatisch nach. Es gibt nämlich – Überraschung! – Burger, außerdem Sandwiches, Baguettes, Tartines, ein paar Salate und ein paar Nachspeisen. Sollte der rote Faden hier bierbedingt das Thema „Getreide“ beziehungsweise „Brot“ sein – immerhin gibt es einen italienischen Brotsalat und bei den Desserts Pancakes und French Toast –, dann wird das zumindest nicht so irrsinnig nachvollziehbar. Abgesehen davon, dass der Burger mit dem Namen „Sweet Heat“ außer trocken gebraten und groß nicht viel sonst war (€ 9,50) und dass es sich beim Pulled-Pork-Sandwich um das fadeste Pulled-Pork-Sandwich handelte, dessen man in Wien derzeit habhaft werden kann (€ 8,50). Wobei man dazusagen muss, dass die beiden Sachen recht gleich aussahen, weil sie in die gleichen Buns gefüllt, auf gleiche Teller gehievt und mit den gleichen schlechten Pommes frites umrahmt wurden.

Ich war aber, muss ich sagen, froh, nach etwa 50 Minuten überhaupt etwas zu essen zu bekommen, denn in der Küche „herrschte Stress“, wie der Mann vom Service etwas verlegen konstatierte. Konkret brüllten sich die beiden Köche in zunehmender Lautstärke an, irgendwann flog dann auch Geschirr, körperliche Übergriffe schienen nur mehr eine Frage der Zeit und insgesamt war das eine recht unangenehme Situation.

Für Gäste gibt es in Paddy’s-Lokalen übrigens Einlasskriterien, die eine Abweisung etwa bei „negativem Auffallen“, „Störung des reibungslosen Ablaufs“, „Gewaltbereitschaft und Unfreundlichkeit“ in den Raum stellen. Schade, dass eine Woche nach der Eröffnung kein Geschäftsführer anwesend war, der diese Richtlinien beim eigenen Personal zur Anwendung gebracht hätte.

Resümee:

Ein neues Bierlokal, in dem man gut Bier trinken und weniger gut essen kann. Wenn man sich reintraut.



4000 Lokale in einem Buch
Das übersichtliche Nachschlagewerk für den kleinen wie den großen Hunger.