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Made in Sud

© Katharina Gossow

Foto: Katharina Gossow


Schmucke, winzigkleine Osteria mit integriertem Feinkostladen. Keine klassische Karte, man wählt, ob man klein, mittel oder groß essen will (ab € 39,–/ab 49,–/ab 59,–), z.B. Prosciutto und Cappocollo vom einzigen Prosciuttomacher Apuliens oder „Crostacei misti“, ein Sortiment roher Meeresfrüchte mit Salat von blauer Krabbe, Garnelen-Cevice, roher Rotbarbe, rohem Scampo. Weine aus Italien.

Adresse:
Adresse:
Margaretenstraße 36
1040 Wien
Telefon:
Telefon:
01/952 23 45
E-Mail:
E-Mail:
office@madeinsud.at
Website:
Website:
madeinsud.at
facebook.com/madeinsudwien
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Di–Sa 11–22 derzeit geschlossen
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€€€ (Hauptspeisen über € 25)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Restaurants, Gaststätten
Küche:
Küche:
Italienisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Mittagsmenü

Albertos Erben

Aus dem echtesten Italiener Wiens wurden zwei. Und damit ein Traum verwirklicht

FLORIAN HOLZER | 22.3.2022

Ein bisschen sah Alberto Stefanelli aus wie ein später Marcello Mastroianni, elegant, verschmitzt und sehr italienisch. Nach Wien gekommen war der Mann aus der Toskana 2001 eigentlich, um Wein zu verkaufen, stellte aber bald auch ein paar Tische in sein Weinlager namens Bacco in der Margaretenstraße 36, bekochte in einer Behelfsküche Insider mit grandioser Toskana-Küche. Und wenn kein Tisch mehr frei war, servierte er auch in seinem kleinen Büro. Dann aß man eben neben dem Fax-Gerät.

Um das Ganze auf eine legale Ebene zu bekommen, übernahm er 2016 ein Lokal auf der anderen Straßenseite, ohne Speisekarte, serviert wurde im Caffè Bacco, was es gab, und das war immer super.

Aber halt auch beschwerlich, weshalb er nach einem Nachfolger suchte; und da gab es nach Albertos Einschätzung eigentlich nur einen: seinen Freund Mino Zaccaria, seit über 20 Jahren als Geschäftsführer diverser Wiener Edel-Italiener tätig, aber mit einem starken Faible für echt italienische Cucina vera.

Im Herbst 2020 starb Alberto Stefanelli mit 68 nach einer Covid-19-Infektion. Seine Tochter versuchte, den Betrieb weiterzuführen, wurde aber nicht froh, also machte Mino Zaccaria, was ohnehin vorgesehen war: Er übernahm das Caffè Bacco, beließ alles exakt so, wie es war, mitsamt der Weinkisten mitten im Lokal, mit Tibor Hruza in der Küche, der an Seite von Alberto Stefanelli 18 Jahre lang gekocht hatte, mit Paolo Savaro, der Stefanelli würdig vertritt, ohne Speisekarte und mit wunderbarer Italo-Küche, für die man hier viergängig mit zwei Gläsern Wein, Wasser und Espresso unter 50 Euro zahlt.

Und Mino Zaccaria kaufte voriges Jahr auch das ursprüngliche Bacco, verpachtete es an seinen apulischen Landsmann ­Francesco Tedesco, der ohnehin schon lange gemeinsam mit dem großartigen Koch Ante ­Makelja was Eigenes machen ­wollte. Die ­beiden wandelten die Weinstube zur schmucken, winzigkleinen Osteria Made in Sud mit integriertem Feinkostladen um, vormittags macht Francescos Tante frische Pasta, klassische Karte gibt’s auch da nicht, gewählt wird, ob man klein, mittel oder groß essen will (€ 39,–/49,–/59,–). Prosciutto und Cappocollo vom einzigen Prosciuttomacher Apuliens, „Crostacei misti“, ein Sortiment roher Meeresfrüchte, mit Salat von blauer Krabbe, Garnelen-Cevice, roher Rotbarbe, rohem Scampo, wahnsinnig gut. Gelbe Fischsuppe auch, „ich kannte sie nicht“, lacht Francesco, geniale Pasta und das Brodetto vom Knurrhahn aus der portugiesischen Cataplana.

Die Weine kalkuliert Francesco Tedesco übrigens italienisch, also mit Minimalaufschlag. Und nicht zuletzt, weil Alberto Stefanelli immer von einem Fischlokal träumte – er wäre wahnsinnig stolz.

Resümee:

Aus Alberto Stefanellis Lokalen bildete sich eine Art Micro Italy. Die Margaretenstraße wird italienisch, und das kann nur gut sein.



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