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Depot Café

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Café hinter dem Museumsquartier. Kleine Snacks wie der sehr gute Schinken-Käse-Toast (€ 4,–); tschechisches Bier (Černá Hora), italienischer Bio-Kaffee. Regelmäßig diverse kulturelle Veranstaltungen.

Adresse:
Adresse:
Breite Gasse 3
1070 Wien
Telefon:
Telefon:
0676/734 80 76
Website:
Website:
www.depot.or.at
instagram.com/depotwien
facebook.com/DepotWien
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 18–24, im Juli Di–Fr 16–21, im August geschlossen
derzeit geschlossen
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Bars, Cafés, Espressos
Sonstiges:
Sonstiges:
Live-Programm

Der Diskurs-Toast

Das Depot Café hat wieder offen. So schön wie eh und je, aber mit besseren Getränken

Das Depot wurde vor knapp 30 Jahren gegründet und nennt sich „Verein zur Förderung der Diskurskultur in der Gegenwartskunst“. Das Depot veranstaltet Vorträge, Podiumsdiskussionen, Seminare und Gesprächsrunden, und weil man irgendwann in den 1990ern der Meinung war, dass in dieses Umfeld auch ein Café ganz gut passen würde, starteten die Depot-Macher eines.

Der Platz war speziell, nämlich ein Raum in der Museumsquartier-Baustelle, den sie mit mehr oder weniger provisorischem Mobiliar ausstatteten. Ein kleines Bier oder ein Espresso inmitten von Baulärm, Hackler im Blaumann neben Geistesmenschen mit Schal und wirrem Haar, oft war das Bier leider gerade aus oder kein Strom da. Irgendwie sehr romantisch.

2001 war das MQ dann fertig und das Depot musste raus, sicherte sich aber das traumhaft schöne Geschäft „Möbelhaus H. Marek“ aus den 20er-Jahren als neuen Sitz. Café-Betrieb wurde versucht, bald aber wieder aufgegeben.

Und jetzt, über 20 Jahre später, gibt’s wieder was. Super!

Die Location hat nämlich nach wie vor eine unglaublich gute Atmosphäre. Der alte Parkettboden, die Holzfurniere, die Stuckdecke mit dem 100-jährigen Ventilator, ergänzt mit den selbstgebastelten Sitzbänken und den millenniumstypischen MDF-Tischen. Nicht zu vergessen das einsame Wandregal mit der dreiblättrigen Topfpflanze, „unser autistischer Gummibaum“, wie ihn die neue Betreiberin Nicoll Ullrich-Stockert liebevoll nennt.

Ullrich-Stockert hat in Berlin Kunst studiert, war Teil diverser künstlerischer Aktionsgruppen, entstammt aber einer durch und durch gastronomischen Familie, weshalb sie das Depot Café als ganz genau ihr Ding erachtete. Und da kann ich nur zustimmen.

So etwa schloss sie Fässer der sagenhaft guten südmährischen Brauerei Černá Hora an die Zapfanlage, das Innviertler Baumgartner Pils kommt dem Vernehmen nach noch. Sie besorgte italienischen Bio-Kaffee und setzte Weine auf die Karte, die zum Teil von der großartigen Vinothek Vinonudo stammen – deren Besitzer Dominik Portune ist schließlich Mitglied des Depot-Vereins.

Und sie macht einen der besten Schinken-Käse-Toasts – „meiner Meinung nach Wiens wesentlicher Beitrag zur Streetfood-Kultur“, so Ullrich-Stockert – im Grätzel (€ 4,–). Da sich ihre Küche auf einen Eiskasten und einen Toastgrill beschränkt, bleiben die Möglichkeiten eingeschränkt, mit ein paar besonderen Snacks wird in Zukunft aber noch zu rechnen sein. Und auch kein Nachteil: Das Depot Café versucht, trotz besserer Ware preislich doch unter dem MQ-Level zu bleiben. Klingt nach einem Platz, wo man gerne sein will.

Resümee:

Großartige Atmosphäre, geistreiche Umgebung, ein autistischer Gummibaum und jetzt auch noch fantastisches Bier.



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