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Gelage am Brunnen

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Regionale Bio-Küche von Hakan Yavuz, der davor bei Skopik & Lohn gekocht hat und auch das Bioladen-Bistro Liebstöckel in Währing führt. Sauerteig-Pizza, Burger (das Fleisch stammt vom Bio-Edelfleischhauer Höllerschmid), Fr Bio-Saibling (€ 13,50); Frühstück.

Adresse:
Adresse:
Siebenbrunnenplatz 2
1050 Wien
Telefon:
Telefon:
0660/203 19 84
Website:
Website:
instagram.com/gelageambrunnen
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
täglich 8–24, Küche bis 22
derzeit geschlossen
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€ (Hauptspeisen € 10-15)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Restaurants, Gaststätten
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Frühstück, Brunch

Der Pionier

Am Siebenbrunnenplatz genauso gut zu kochen wie in der Cottage, das hat Stil

Hakan Yavuz ist ein Freund von Herausforderungen. 20 Jahre lang war er Koch in angenehmen Lokalen an angenehmen Plätzen, bis er 2018 beschloss, Bio-Greißler zu werden. Und zwar in den Ausläufern der Cottage, dem Habitat des bekanntermaßen schwierigsten Publikums Wiens.

Er erkannte, wie das dort funktioniert: Ware nur vom Feinsten, hübsches Ambiente, köstliche Mittagsmenüs, und das Ganze mit ein bisschen Selbstausbeutung so knapp kalkuliert, dass auch Hofratswitwen und Start-up-CEOs gerne zugriffen.

Aber dann ritt es ihn wieder, den Hakan Yavuz: Voriges Jahr übernahm er das ehemalige Mimosa am Margaretner Siebenbrunnenplatz, ein Kebablokal an einem Ort, der seit Jahren von U-Bahn-Baustellen von der Zivilisation abgeschnitten ist. Ein Platz, an dem es vieles gibt, aber definitiv kein gutes Essen.

Aber es ist ein Platz, sein Lokal hat einen Schanigarten mit hundert Plätzen und irgendwann wird der Winter ja vorbei sein, hofft Hakan. Den Kebab-Grill stellte er gleich einmal auf Willhaben, auf den im Grätzel hart geführten Wettbewerb um das billigste Grillfleischsemmerl wollte er sich nicht einlassen.

Stattdessen wollte er auch hier Küche anbieten, für die man sich nicht schämen muss. „Hinter der Ramperstorffer fängt das Bobo-Reich an, hier leben noch ganz normale Leute“, also Studenten, Familien, migrantisch gut durchmischt.

Okay, Pizza und Burger müssen wohl sein, der Fokus liegt aber auf Frühstück, und hier gibt’s Eggs Benedict um knapp acht statt um zwölf Euro einen Kilometer weiter stadteinwärts. Das Fleisch ist bio und stammt vom Gourmet-Zulieferer Höllerschmid, das Gemüse ist frisch, saisonal und wichtig. Der Pizza-Ofen gibt Hakan die Möglichkeit, auch Fleisch und Gemüse mit Verve zuzubereiten, und alles, was sich selbst machen lässt, wird selbst gemacht.

Etwa die Falafel am Vorspeisenteller: Kichererbsen zwei Tage geweicht, nicht mit Gewürzen gespart, nur grob zerkleinert, frisch frittiert – herrlich. Auch Hummus und süß-säuerlich angelegtes Ezme sind super, Muhammara okay (€ 8,90). Beim Feta in Kürbiskernpanade würde man sich vielleicht etwas mehr Kürbiskern in der Panade wünschen, dafür war der gemischte Salat wirklich gut mariniert (€ 10,90). Um 20 Euro könnte man dry aged Rib Eye bekommen, ist den Leuten aber zu teuer, sagt Hakan. Lammspieß mit Grilltomate und Bulgur war aus, die Lammkotelettes mit Hummus und gegrillter Zucchini: großartig (€ 19,–).

Die Mittagsgerichte sind hier genauso gut und bestehen aus den gleichen Top-Zutaten wie in Währing. Was im Rest der Stadt billig erscheint, ist hier preislich aber halt eine Ansage. Hoffentlich klappt’s.

Resümee:

Die kulinarische Erschließung des Siebenbrunnenplatzes durch unkomplizierte austro-orientalische Küche aus besten Zutaten.



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