Cafés, Espressos Lokalkritik

Die Cafetière

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Café-Bar im 50er Jahre Design von Peggy Strobel, die zuvor Restaurantleiterin bei Mraz & Sohn war. Ausgezeichneter Toast („Karl-Heinz“ mit Schinken und Käse sowie „Gerti“ mit Käse und Trockentomaten, beide € 8,90); hausgemachte Mehlspeisen; Kaffeespezialiäten, Espresso aus den Bohnen einer Zürcher Rösterei, Eiskaffee. Schanigarten für 8 Pers.

Adresse:
Adresse:
Wipplingerstraße 25
1010 Wien
Telefon:
Telefon:
0664/419 64 47
E-Mail:
E-Mail:
peggystrobel@diecafetiere.wien
Website:
Website:
diecafetiere.wien
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 7.30–18, Sa 9–16 (Fei geschlossen) derzeit geschlossen
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Cafés, Espressos
Sonstiges:
Sonstiges:
Gastgarten

Mraz & Toast

Die Edelrestaurant-Leiterin von Mraz & Sohn macht in einem 50er-Jahre-Café den besten Toast

Zwei Scheiben Toastbrot, eine Scheibe Käse, eine Scheibe hellrosa Toastschinken in ein Gerät namens Toaster legen; so lange toasten, bis das Brot leicht gebräunt und der Käse geschmolzen ist, dazu eine Portion Ketchup.

So wird das täglich abertausende Male gemacht und scheint ein ähnlich archaisches Bedürfnis zu stillen wie Tomatensaft im Flugzeug oder Gulaschsuppe im Speisewagen.

Interessanterweise stellen wir fest, dass Toast in Spanien, Italien und Frankreich dramatisch besser schmeckt als bei uns. Was am Bedürfnis nach Toast aus Schaumgummi-Brot, Analog-Gouda und zusammengeklebten Fleischresten aber offenbar nichts ändert.

Ein Umstand, mit dem sich Peggy Strobel so nicht abfinden wollte. Wahrscheinlich, weil sie aus Deutschland kommt. Oder vielleicht auch, weil sie sich mit gutem Essen sehr gut auskennt und außerdem die Lebensgefährtin von Markus Mraz ist, dessen Gourmet-Restaurant Mraz & Sohn sie auch lange leitete. Und vor ein paar Wochen startete Peggy Strobel ihr Die Cafetière in der Naber-Filiale in der Wipplingerstraße.

Die ist deshalb so besonders, weil es der letzte reguläre Shop im grandiosen 50er-Design der Strebersdorfer Traditionsrösterei war.

Strobel engagierte einen Tischler mit Gefühl, der ins alte Ensemble einen modernen Arbeitsbereich einfügte und aus den dabei anfallenden Furnierstücken schließlich ein wunderschönes Tischchen im 50er-Jahre-Stil fertigte.

Aber die Café-Bar ist eben nicht nur schön und Peggy Strobel macht aus den Bohnen einer Züricher Rösterei nicht nur tollen Espresso. Sie macht auch einen Toast, der den Anspruch hat, der beste der Stadt zu sein. Warum das? Weil Karl Heinz Mraz, Markus’ Vater, berühmt für seinen Toast war.

Peggy Strobel änderte das Rezept ein bisschen, statt Knoblauchbutter nimmt sie normale, beim Brot entschied sie sich für ein Sauerteig-Weißbrot vom Felzl, der Schinken ist aus Oberösterreich und wird sous-vide gegart, beim Käse suchte sie besonders lange, fand im Schlossberger von Jumi den am köstlichst schmelzenden.

Ketchup? Nein, zu den Toasts „Karl-Heinz“ (Schinken, Käse) und „Gerti“ (Käse, Trockentomaten, beide € 8,90) gibt’s eine Curry-Cocktailsauce, die der Markus Mraz macht. Wie übrigens auch die irrwitzig guten Essig-Nüsse, die man zum Glas Sprudel bekommt.

Jetzt ist ein Schinken-Käse-Toast natürlich was ganz anderes als ein siebengängiges Gourmetmenü um € 166,–. Aber irgendwie auch nicht. Peggy Strobels Toast ist so gut, dass einem das Glück regelrecht einschießt. Und darum geht’s Markus und Sohn Lukas Mraz ja auch irgendwie.

Resümee:

Ein Innenstadt-Espresso im 50er-Jahre-Design. Mit erstklassigem Kaffee und einem Toast mit akutem Gourmet-Bezug.



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