Bars Empfohlen Lokalkritik

Frau Bernhard

© Katharina Gossow

Foto: Katharina Gossow

© Katharina Gossow

Foto: Katharina Gossow

© Katharina Gossow

Foto: Katharina Gossow


Champagnerbar von Dorothee Bernhard und Marc Oberngruber mit kreativem Barfood; Champagner, Naturweine, Bier, Kombucha. Schanigarten.

Adresse:
Adresse:
Esterhazygasse 11
1060 Wien
Telefon:
Telefon:
0676/958 40 63
E-Mail:
E-Mail:
marc@matrosenjunge.at
Website:
Website:
facebook.com/FrauBernhard/
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Di–Fr 17–23 derzeit geschlossen
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Bars
Sonstiges:
Sonstiges:
Gastgarten

Warm in die Hand

Wiens lässigste Champagner-Bar verkauft jetzt warme Sandwiches

FLORIAN HOLZER | 30.11.2021

Bis vor fünf Monaten war das kleine Lokal namens Frau Bernhard in der Mariahilfer Esterházygasse ja ein sehr guter Ort, um interessante Champagner zu erträglichen Preisen zu trinken. In unangestrengter Wohnzimmer­atmosphäre und mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kreativberufen. Wenn außerdem Appetit aufkam, gab’s Curry, Salat, gerösteten Markknochen oder man holte sich was Japanisches vom Kuishimbo gegenüber. Und ploppte plötzlich ein Bedürfnis nach Cocktails auf, war die Miranda-Bar nur wenige Meter entfernt – die Esterházygasse, ein permanentes Straßenfest.

Mit Juni zündeten die Betreiber Dorothee Bernhard und Marc Oberngruber dann die nächste Stufe, nämlich indem sie Daniel Steinthal engagierten, einen jungen Koch mit Hang zum eher individuellen Kochstil, der zuvor schon im Steinthal in der Aegidigasse Interessantes aus Fisch und Gemüse zubereitet hatte.

In der Champagner-Bar hatte er dann Lust auf außergewöhnliche Innereienküche, auf confiertes Hirn vom Schwein auf Melanzanicreme, auf Kalbsbries mit Chimichurri, auf gegrillte Lammhoden, auf Rindszungensalat mit Kürbiskern-Mayo, auf gebackenen Kalbskopf und Kalbsleber mit fermentierten Kirschen. Und auf Fisch auch wieder, allerdings nicht auf Bestseller wie Branzino und Saibling, sondern auf Aal, Karpfen und Flusswels.

Das sei für ihre bisherigen Stammgäste nicht immer ganz leicht gewesen, sagt Dorothee Bernhard, vor allem nicht für die vegetarischen, „aber ich war selber jahrelang in der Kreativbranche, und ich weiß, was Kreative definitiv nicht brauchen, nämlich dass man ihnen sagt, was sie machen sollen“.

Im letztwöchigen Falter hatten wir Frau Bernhard an dieser Stelle noch als Referenzlokal neben dem Champagnergarten erwähnt, und nun ist halt wieder Lockdown und Dorothee Bernhard beschloss auf die Schnelle, dass ein Take-away-Pop-up her muss.

Sie stellte eine Budel vor die Türe des Lokals, auf der Flaschen mit Weitra-Bier, lustige Natural Wines und nachhaltige Limonaden im eisigen Wind auf Betriebstemperatur kommen, und drinnen macht Daniel Steinthal sagenhafte Sandwiches, einen oder zwei, immer was anderes und solange der Vorrat reicht.

Vorige Woche war das etwa ein in der Pfanne gebratener Käsetoast, gefüllt mit Cheddar, Taleggio und Ziegenkäse, zusammengeschmolzen zu elastisch-kompakter Herrlichkeit, und einer feurigen Kürbiscreme. Oida! Am Tag danach stand „Sloppy Joe“ auf der Karte, eine Art Burger, bei dem das Faschierte zwar stärker gewürzt, aber dafür eher ein Sugo als ein festes Laberl ist (€ 6,50–8,50). Kaum zu verzehren, ohne sich dabei vollzusauen, aber he, wir sind ja eh zuhause …

Resümee:

Nichts ist gut am Lockdown. Außer der Umstand, dass es in der Champagner-Bar auf einmal großartigen Käsetoast und Sloppy Joe gibt.



4000 Lokale in einem Buch
Das übersichtliche Nachschlagewerk für den kleinen wie den großen Hunger.