Restaurants, Gaststätten Spanisch Lokalkritik

toma tu tiempo

© Helena Wimmer

Foto: Helena Wimmer

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Spanisches Tapas-Lokal mit familiärer Atmosphäre. Spezialitäten: Datteln mit Serrano und Mandeln, Fischdelikatessen aus Andalusien, flaumige und gut gewürzte Albóndigas (Bio-Fleischbällchen in Paradeissauce mit Sherry), Gambas al ajillo (Garnelen in Knoblauch-Olivenöl gebraten mit frischer Zitrone), auch vegane Tapas. Unbehandelter Fichtenboden, portugiesische Fliesen, Vitrinen aus alten Laternen, Tische aus einem Innviertler Bauernhof, Kamin, hell und lichtdurchflutet. Ganzjähriger Schanigarten für bis zu 40 Pers.

Adresse:
Adresse:
Zieglergasse 44
1070 Wien
Telefon:
Telefon:
0660/447 70 69
E-Mail:
E-Mail:
tisch@tomatutiempo.at
Website:
Website:
www.tomatutiempo.at
facebook.com/tomatutiempoviena
instagram.com/tomatutiempoviena/
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Di–Sa 17–23, Weihnachten bis Mitte Februar Betriebsurlaub
jetzt geöffnet (bis 23:00 Uhr)
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€ (Hauptspeisen € 10-15)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Restaurants, Gaststätten
Küche:
Küche:
Spanisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Gastgarten

Dr. jur. Tapa

In einer der kulinarisch dichtesten Gegenden Wiens machte noch ein Beisl auf

FLORIAN HOLZER | 14.5.2013

Irgendwann fuhren Lucia Zelikovics und Paul Pichler, beide Juristen, zum Surfen. Nach Südspanien, weil der Wind dort so gut sei. Und sie stellten fest, dass dort nicht nur der Wind super ist, sondern eine ganze Menge mehr, konkret Essen und Trinken, und zwar nicht nur Einfachheit und Köstlichkeit, sondern vor allem die Unkompliziertheit der Darreichung und des Genusses. Das machte ihnen Spaß, das wollten sie auch. Statt Anwalt sein.

Also suchten sie ein Lokal, fanden die finstere Bude eines Kreditvermittlers neben Gaumenspiel und St. Ellas, gegenüber der Stadt Krems, ums Eck von ChinaBar, Grünauer und noch gefühlten hundert anderen feinen Lokalen. Sie rissen Zwischendecken, Teppichböden und andere Ausgeburten der Einrichtungshölle raus, sorgten für neue Fenster, verlegten einen quasi unbehandelten Fichtenboden und portugiesische Fliesen (die spanischen hätten so eine lange Lieferzeit gehabt), bastelten Vitrinen aus alten Laternen und stellten Tische aus einem Innviertler Bauernhof auf.

Und schufen damit ein Lokal, das so gar nicht wie spanische Lokale sonst aussieht, also kein dunkles Holz, kein Osborne-Stier, keine baumelnden Serrano-Keulen. Das toma tu tiempo schaut vielmehr so aus wie die Terrassen und Balkone unserer besten Freundinnen hier in Wien (so diese Terrassen und Balkone hätten), gewürzt mit Kräutertöpfen, Blumen, dem einen oder anderen Zitronenbäumchen und angenehmer Hintergrundmusik, die so nichts von Flamenco hat.

Und es war von seinem ersten Tag vor etwa einem Monat an knackevoll. Dabei ist die Karte jetzt wirklich nicht besonders außergewöhnlich, die verwendeten Zutaten nicht authentischer oder spezieller als in anderen Tapas-Bars der Stadt.

In der Kombination mit dieser völlig familiären Atmosphäre aber offenbar genau richtig. Dass der Manzanilla mit Eiswürfeln gekühlt wird (und schon zu lange offen ist), kompensiert man mit einem Schälchen selbst eingelegter Zitronen-Oliven zum Estrella-Bier; dass in der Safransuppe ein bisschen viel Obers drin ist, macht nicht so viel, schließlich wurde auch mit Safran nicht gespart (€ 3,50); und dass der Ziegenkäse für die Tages-Tortilla aus Frankreich stammt, ist auch leicht auszuhalten, wenn man weiß, dass Lucia Zelikovics und Paul Pichler dafür die rohen Erdäpfel leicht anbraten und somit den aufwendigen, wahrhaftigen Weg der Erdäpfelomelette-Herstellung gehen (€ 3,50). Datteln mit Serrano und Mandeln okay (€ 3,50), die Boquerones (sauer marinierte Sardellenfilets) kann man sich sparen (€ 3,50), die Albondigas – Fleischbällchen in Paradeissauce – gibt’s zwar in jedem Tapas-Lokal, aber sie sind wirklich nicht überall so flaumig und gut gewürzt (€ 3,50).

Ein netter Platz, ein guter Ort, um sich ein bisschen Zeit zu nehmen, wie der Name des Beisls vorschlägt.

Resümee:

Ein neues Tapas-Lokal, das zwar nicht zu den irgendwie authentischsten zählt, aber trotzdem ein ziemlich feiner Platz ist.



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