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Disco Volante

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Es gibt 14 sehr gute Pizzen, mit und ohne Tomatensauce, nur Klassiker, z.B. großartige "Salsiccia al finocchietto" oder die "Verdure grigliate". Fliesenboden, tschechische Neonlampen, alte Kirchenbänke von der Caritas und eine 2 Meter große Discokugel, die um den originalen Vesuvgestein-Pizzaofen gebaut wurde. Kindersessel, Wickeltisch. 2 Schanigärten für 65 Pers.

Adresse:
Adresse:
Gumpendorfer Straße 98
1060 Wien
Telefon:
Telefon:
0664/195 25 45
E-Mail:
E-Mail:
office@disco-volante.at
Website:
Website:
www.disco-volante.at
facebook.com/pizzeriadiscovolante/
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mo–Sa 12–24, So, Fei 12–23, Küche Mo–Fr 12–15 und 18–23, Sa bis 23, So bis 22
öffnet um 12:00 Uhr
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€ (Hauptspeisen € 10-15)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Restaurants, Gaststätten
Küche:
Küche:
Italienisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Gastgarten

Volare, o-ho, cantare, o-hohoho!

Maria Fuchs machte das Beste, was sie konnte: noch eine Pizza Mari’

FLORIAN HOLZER | 22.7.2013

Ein kleiner Epilog und das Eingeständnis eines Irrtums: Ich hätte nie im Leben gedacht, dass Pizza jemals wieder ein Thema sein würde. Pizza war so was von over, so durch eine 25-jährige Chronik von kulinarischen Katastrophen – Pizza-Hut, die erbärmlichen Disconter-Pizzastandeln, Unmöglichkeiten wie „American Pizza“ mit käsegefülltem Rand, pseudoknusprige Tiefkühlpizza, Dosenmais, Thunfisch, Analogkäse, Gammelfleisch, Ananas ... – in den stilistischen Orkus gedrängt, dass ich es nicht für denkmöglich hielt, dass der schlichte Fladen je rehabilitiert werden könnte. Okay, und davon, dass vor ein paar Jahren in allen Metropolen das große Pizza-Comeback startete, hab ich dank dieser selektiven Wahrnehmung einfach nichts mitbekommen.

Maria Fuchs hat das schon mitbekommen, und weil sie sowohl eine Zeit lang in Neapel war als auch wirklich extrem zielstrebig ist, setzte sie sich in den Kopf, in Wien auch so ein Pizza-Ding zu machen, molto autentico, molto originale.

Sie setzte sich sowohl gegen die Ignoranz des neapolitanischen Pizzeria-Konsortiums AVPN – Frau und Nichtitalienerin, schlechte Voraussetzung –, gegen die Unwilligkeit von Speditionen und gegen die Skepsis von Lieferanten durch und machte vor fünf Jahren aus einer klassischen Himmelfahrtspizzeria in der Leopoldstadt ihr Pizza Mari’: quasi ohne Einrichtung, ohne die Nuance von Gemütlichkeit, mit heiter-harschem Umgangston und mit Pizza aus originalem Mehl, mit originalen Paradeisern und Mozzarellen und definitiv und unbedingt ohne irgendein Zeug drauf, das nicht original neapolitanisch ist.

Ich hielt’s damals eher für lächerlich, es wurde Kult – zu Recht. Und es hat einen Boom ausgelöst.

So weit, so bekannt das alles. Jetzt hat Maria Fuchs noch eine Pizzeria aufgemacht, Disco volante in einem ehemaligen 1-Euro-Shop in der Gumpendorfer Straße, den sie mit Fliesenboden und tschechischen Neonlampen hart an der Grenze der Kargheitserträglichkeit ausstattete, alte Kirchenbänke von der Caritas kamen auch noch rein. Und – trara! – eine zwei Meter große Discokugel.

Die baute sie um den originalen Vesuvgestein-Pizzaofen, eine kleine, rotierende Buntlichtlampe wirft aus dem Eck ein bisschen Licht darauf. Zwei bis drei heitere Pizzabäcker aus Apulien machen da mitten im Lokal schnell und gut ihren Job und haben offensichtlich Spaß dabei – fantastisch. Eine Mischung aus Autowerkstatt, Partykeller und ganz viel Fellini.

Es gibt 14 Pizzas, weiß und rot, nur Klassiker. Die „Salsiccia al finocchietto“ war großartig, Franz Dormayer aus Langenzersdorf liefert dafür ein erstaunlich italienisch schmeckendes Wurstbrät, das da auf der gewinnend schlampigen Pizza mit Kuh-Mozzarella und Basilikum mitgebacken wird. Sehr gute Pizza, nicht mehr, nicht weniger. Wird auch Kult werden.

Resümee:

Pizza Mari’, die Zweite. Maria Fuchs machte aus einem 1-Euro-Shop in Gumpendorf eine fast noch puristischere Pizzeria als ihre erste.



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