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Sip Song Bar

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Bar des großartigen Thai-Lokals Mamamon. Cocktails, Naturweine; thailändisches Streetfood wie hausgemachte Hummerchips aus Lachsforelle oder Yum Tang Kwa (Salat aus kalten Gurkenbändern mit kurz gedämpften Shrimps, Zwiebeln und gerösteten Kokosflocken in säuerlicher Marinade).

Adresse:
Adresse:
Lerchenfelder Straße 104
1080 Wien
Website:
Website:
instagram.com/sipsong_bar
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mi–Sa 17–24 derzeit geschlossen
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Bars
Küche:
Küche:
Thailändisch

So gut schmeckt Hitze

Wiens Thai-Streetfood-Pionier Mamamon hat jetzt auch eine Bar. Danke!

FLORIAN HOLZER | 9.8.2022

Es ist 19.30 Uhr und hat 32 Grad im Schatten. Die sinkende Sonne legt sich fett in die Straße, kein Lüftchen rührt sich. Und wenn doch, rieseln 80.000 Blüten des 90 Jahre alten Schnurbaums da vorne zu Boden, erzeugen im schrägen Sonnenfeuer einen Glitzerregen. Der Schweiß rinnt. Niemand denkt jetzt an Essen.

Hinter der Straßenbahnstation dringt Reggae aus einer offenen Tür, die mit bunten Vorhängen und Comicstrips verziert ist. Drinnen ist es finster und kühl, eine kleine, improvisiert wirkende Bar, vor der eine Art Puppenbadewanne steht, Holzpritschen und Weinregale am Rad des schmalen, dunklen Schlauchs, im Hintergrund schneidet eine Thailänderin mit einem großen Messer Gemüse. Wunderbar uneindeutig das alles, einfach hinsetzen und ausprobieren, sagt das Gefühl. Treiben lassen. Wie im Urlaub.

Lokal-Chefin Mia weiß natürlich, dass sich das kleine Sip Song, die neue Bar des großartigen Thai-Lokals Mamamon ein paar Gassen weiter, nicht auf den ersten Blick erklärt. „Wir haben Cocktails, ein paar Natural Wines und ein bisschen Streetfood.“

Klingt eigentlich super, welchen Cocktail soll ich trinken? „Thai Martini“, sagt sie mit Bestimmtheit und stellt erst einmal ein großes Glas Wasser und ein Schälchen Erdnüsse mit geröstetem Thai-Basilikum auf die kleine, weiße Bank neben der Tür, die einzige Outdoor-Sitzgelegenheit. Die Nüsschen sind super, der Martini wird mit selbst angesetztem Pandangblätter-Gin gemixt, statt der Olive ist eine kleine, grüne, eingelegte Marille drin. Dem Hitzestress weicht Entspannung. Wie im Urlaub.

Mia erklärt, dass die hausgemachten Hummerchips aus Lachsforelle leider gerade aus seien, tragisch, bringt dafür aber Yum Tang Kwa, einen Salat aus kalten Gurkenbändern mit kurz gedämpften Shrimps, Zwiebeln und gerösteten Kokosflocken in säuerlicher Marinade. Wahnsinn, ist das gut und auch trotz Hitze wunderbar zu essen (€ 7,–).

Oder Sai Krok Isaan, selbstgemachte Wurst aus Schwein und fermentiertem Reis, in Stücke geschnitten, die man sich mit Salat, Gurke, Reiscracker und Ingwer ins Maul schiebt (€ 5,90). Oida! Und natürlich Betelblätter, das beste Thai-Streetfood überhaupt, normalerweise zum Selberfüllen, hier schon fertig mit einer Portion aus Crispy Rice, Wurst, Zwiebeln, Erdnüssen, Kräutern, Ingwer und was weiß ich noch was allem getoppt. So gut (€ 7,–).

Es wird in Wien zukünftig wohl noch öfter so heiß werden wie vorige Woche. Und die unvermeidliche Resilienz wird auch bedeuten, dann halt Sachen zu essen, die auch bei Hitze gut verträglich sind. Der zweifellos angenehmste und unkomplizierteste Teil der Übung …

Resümee:

Kühles, frisches Streetfood, dazu lustige Cocktails, Craftbeer oder ein Glas schönen Wein. Die Thais wissen, was bei Hitze zu tun ist.



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