Lokalführer Lokale nach Lokaltyp Beisl-Recycling: Die schönsten alten Gasthäuser, in deren Küchen frischer Wind weht

Beisl-Recycling: Die schönsten alten Gasthäuser, in deren Küchen frischer Wind weht

Redaktion: Wien, wie es isst
Zuletzt aktualisiert am 27.07.2023

Das Wiener Beisl ist auch optisch definiert: die holzverkleideten Wände, die Raumteiler mit Milchglasscheiben, die Resopal-Tische, Schank- und Kühlanlagen... Gastronomische Ästhetik pur.

Es gibt zum Glück noch viele, wunderschöne, alte Gasthäuser in Wien, in denen auch noch Wienerisch gekocht wird. Es gibt aber auch wunderschöne, alte Gasthäuser in Wien, durch die ein frischer Wind weht:

Ein hübsches, kleines Lokal war das Beisl im Diplomatenviertel immer schon. Als Ninon-Theresia Roux und ihr Lebensgefährte Nicolas Scandella 2015 das Léontine übernahmen, renovierten sie aber so präzise, dass einem fast die Spucke wegbleibt, weil die alte Bretschneider-Schank so strahlt. Und man kann hier wahnsinnig gut essen auch noch, moderne, südfranzösische Edelbistro-Küche:

Reisnerstraße 39, 1030 Wien
Di, Mi 11.30–15, Do–Sa 11.30–15 und 18.30–24
Küche bis 13.45 bzw. 20.30
https://www.leontine.at
Traditionelle, bodenständige französische Küche mit mediterranem Esprit (MM 3gg € 27,50, 2gg € 24,–, nur HS € 21,50), wechselndes 5gg Degustationsmenü (€ 78,–, € 39,50 Aufpreis für Weinbegleitung). Französische Weine. Schanigarten für 20 Pers. Reservierung empfohlen.

Foto: Léontine

Reznicek war großartig, Innereien, Gansl, Schnitzel. Wie schön das alte Gasthaus war, zeigte sich aber erst nach der sensiblen Renovierung durch Sommelier Simon Schubert und Koch Julian Lechner. Wow! Eine der besten neo-wienerischen Küchen:

Reznicekgasse 10, 1090 Wien
Di–Sa 17–1 https://www.reznicek.co.at
2022 von Simon Schubert und Julian Lechner neu übernommenes, uriges Beisl mit Schankraum und Speisezimmer. Sowohl moderne Gerichte mit kreativem Input als auch Wiener Gasthausklassiker wie Lammbeuschel mit Briochepofese und Wurzelgemüse (€ 16,–), Spezialität: Cordon Bleu mit Beinschinken und Bergkäse aus Vorarlberg und Rahmgurkensalat (€ 26,–); wechselnde Tagesempfehlungen. Schanigarten für 34 Pers.

Lesen Sie dazu auch die Lokalkritik "Rezni… wer?" von Florian Holzer vom 05.04.2022.

Foto: Heribert Corn

Das Weinhaus Pitzl machte 1955 auf, wurde danach nie verändert, alles blieb an seinem Platz. Dann machte es zu, Roman Pfandler übernahm, ergänzte, polierte, präsentierte. Das Weinhaus Pfandler ist ein Lokal wie aus dem Museum, Stimmung, Publikum und Karte sind aber modern, jung und lustig:

Dörfelstraße 3A, 1120 Wien
Di–Sa 16–22 https://www.weinhaus-pfandler.at
Weinhaus mit original 50er-Jahre Einrichtung. Ausgesuchte Spezialitäten von Klein- und Kleinstproduzent*innen aus Österreich: Fleisch, Wurst, Käse, hausgemachte Aufstriche und Salate, auch warme Speisen wie überbackene Brote, Schöpfgerichte, Saumaisen etc. Kindersessel, Spielsachen. Gelegentlich Live-Musik. Keine Hunde. Schanigarten von März bis Oktober für ca. 20 Pers.

Foto: Christian Fischer

Das Weinhaus Wunsch wurde von Herrn Wunsch über die Jahrzehnte hin liebevoll gepflegt. Dann ging er in Pension, das Ehepaar Stafler (Stammgäste aus dem Grätzel) übernahm, entrümpelte, ließ das Gasthaus in seiner vollen Schönheit erstrahlen. Und kocht großartig südtirolerisch:

Ehrenfelsgasse 4, 1120 Wien
Di, Mi 11.30–15 und 17.30–23, Do–Sa 17.30–23
warme Küche 11.45–14.15 und 18–21.30
https://www.stafler.at
Wiener Klassik, verbunden mit einer Prise Mediterranem und Spezialitäten aus Georg Staflers Heimat Südtirol (Di, Mi TT vegetarisch oder mit Fleisch € 9,80, mit Suppe oder Dessert € 12,30); Schweinsbraten, aber auch viele vegetarische Gerichte, teilweise Bioprodukte; Südtiroler Knödelvariationen und Brotspezialitäten; Südtiroler Eigenbauweine, St. Magdalener und Lagrein Riserva aus Bozen, Pellini-Espresso aus Verona, regionale Obstsäfte, hausgemachte Limonaden, Biobier aus dem Waldviertel. Kinderspeisen, -sessel, Spielsachen. Abholung möglich. Resopaltische, Lamperie, Holzboden, Durchreiche, Holzbankerl und eine Bretschneider-Schank. Schanigarten für 35 Pers.

Foto: Heribert Corn

Das ehemalige Gasthaus Wratschko ist nach der Übernahme von Adam Vertes und Sarah Theurer und der Umbenennung in Atlas Bar and Gallery eine zeitgeistige Naturwein-Galerie mit tollen, trüben Getränken:

Neustiftgasse 51, 1070 Wien
Mo–Fr 16–1, Sa 11–1, So 11–22
Kombination von Bar und Galerie mit getränketechnischem Fokus auf Craft-Bier und Naturwein. Kleine Speisekarte, Brunch am Wochenende.

Lesen Sie dazu auch die Lokalkritik "Wratschkos Glück und Ende" von Florian Holzer vom 20.06.2023.

Foto: Katharina Gossow

Alle Lokale in Wien finden Sie im Lokalführer "Wien, wie es isst" aus dem Falter Verlag, sowie online unter wien-wie-es-isst.at.

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"FALTER Arena - Journalismus live" - Baumann/Klenk/Niggemeier/Thür - 1. Oktober, Stadtsaal
Diskussion zum Thema "Lügenpresse? Die Vertrauenskrise des Journalismus"