Srebrenica - FALTER.maily #1049
Der österreichische Politikwissenschaftler Walter Manoschek ist ein Kapazunder im Bereich der Holocaust-Forschung. Seine Arbeit zur Verfolgung ...
entschuldigen Sie die Störung. Eigentlich wollten wir Sie am Sonntag in Ruhe lassen, aber da ist etwas, was wir loswerden wollen. Denn an so einem verregneten Wochenende hat man Zeit, ein paar verpasste Sendungen nachzusehen. Zum Beispiel den Wahltalk mit Sebastian Kurz von Servus TV. Da wurden dem jungen Altkanzler auch Fragen zur Berichterstattung des Falter über die ÖVP-Finanzen gestellt.
Ohne kleinlich sein zu wollen: Beinahe alles, was Sebastian Kurz gesagt hat, ist unwahr, falsch oder zumindest nicht ganz richtig.
"Der Falter wurde von uns darauf hingewiesen, dass die Behauptungen falsch sind", hat Kurz gesagt. Das ist unwahr. Bei seiner Anfrage an die ÖVP über die Offenlegung der Wahlkampfkosten des Jahres 2017 hat der Falter verschiedene Positionen aufgezählt, die laut uns vorliegenden Dokumenten nicht unter Wahlkampfkosten verbucht wurden. In der Aufzählung in unserem Mail an die ÖVP haben wir irrtümlich (!) auch die Kosten der Auftaktveranstaltung genannt. Das hat die Volkspartei in ihrer Antwort richtig gestellt. Selbstverständlich haben wir sowohl online als auch in unserer Print-Berichterstattung korrekt berichtet, dass das Event korrekt verbucht wurde. Dazu stellt man ja Anfragen - um Informationen zu verifizieren und mögliche Fehler oder Irrtümer aufzuklären. Das gehört zur journalistischen Sorgfaltspflicht. Abgesehen von der genannten Auftaktveranstaltung hat die ÖVP keinen einzigen Vorhalt bestritten, keine einzige Zahl dementiert.
Das ist also die einzige Grundlage für die Behauptung der ÖVP, die vom Falter zitierten Dokumente wären "verfälscht". Aus der Anfragebeantwortung: "Dieser Verdacht erhärtet sich, da zum Beispiel die Auftaktveranstaltung 2017 in der Wiener Stadthalle als auch sonstige Wahlkampftermine selbstverständlich in die Wahlkampfkosten 2017 eingerechnet wurden." Dieser nun "erhärtete Verdacht" verleitete Sebastian Kurz wohl auch zu der Aussage, man habe dem Falter mitgeteilt, "dass die Daten nicht mit dem zusammenpassen, was wir in unserer Buchhaltung haben". Das ist auch unwahr. Über ihre Buchhaltung hat die ÖVP in ihrer Anfragebeantwortung kein Wort verloren.
"Wir haben den Falter auch geklagt", sagte Kurz bei Servus TV. Das war - zumindest nach unserem Kenntnisstand - am Donnerstag auch unwahr. Bis Freitag ist jedenfalls keine Klage bei uns eingelangt.
Bleibt noch die Feststellung von Sebastian Kurz, "es sind vor allem aber auch Daten manipuliert und verändert worden." Dies konnte noch nicht einmal der IT-Experte bestätigen, der den angeblichen Hacker-Angriff auf die ÖVP untersucht. Der hat nur festgestellt, dass das Verändern von Dokumenten grundsätzlich möglich gewesen wäre.
Haben Sie einen schönen Sonntag!
Ihr Josef Redl
In der Mediathek des Heimatsenders Servus TV kann man die zitierten Aussagen von Sebastian Kurz und die Reaktion der anderen Gäste nachsehen.
Ein Buch über Sebastian Kurz ist erschienen - Sie erinnern sich an das FALTER.maily von Armin Thurnher vor ein paar Tagen. Es ist dermaßen liebesdienerisch, dass es die ÖVP sogar autorisiert hat. Wer an Fremdscham-Intoleranz leidet, sollte es auf gar keinen Fall lesen.
Wer Sebastian Kurz ein bisschen besser verstehen will, sollte das Buch "Sebastian Kurz - Österreichs neues Wunderkind?" von Nina Horaczek und Barbara Tóth lesen. Bestellen können Sie es zum Beispiel im Faltershop.
Ab 20.15 Uhr sieht man in der Puls-4-Wahlarena erst Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), dann Beate Meinl-Reisinger (Neos).
Ab 22.10 Uhr wird in "Im Zentrum" auf ORF 2 über das Wahlkampfthema Klimawandel diskutiert.
Ab 22.45 Uhr gibt es auf ATV den "Reality Check" mit der Liste Jetzt.