Meinungsmacher

Eva Konzett
Versendet am 13.09.2019

wir können uns bestimmt auf eine Sache einigen: Dass wir nicht immer einer Meinung sind. Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wahrscheinlich nicht mit uns. Wir Kollegen nicht untereinander in der Redaktionssitzung. Die anderen Medien nicht mit den Schlüssen, die wir aus unserer Berichterstattung ziehen. Und der Falter umgekehrt mit deren auch nicht, zumindest nicht immer.

Das ist gut so. Alles andere wäre verkehrt. Die Debatte bringt nicht der Stärkere, sondern das bessere Argument voran.

Auf unsere Berichterstattung rund um die - gelinde gesagt - kreative Buchhaltung der Österreichischen Volkspartei, auf deren unklare finanzielle Situation, auf deren aufgepumpten Inszenierungsetat, haben wir viele Reaktionen bekommen. Leserinnen und Leser haben uns geschrieben, Nachbarn haben uns angesprochen. Konservativ eingestellte Bekannte haben aufmunternd zugenickt und Abos abgeschlossen.

Und Branchenkollegen haben sich öffentlich zu unserem Artikel geäußert.

Nehmen wir Christian Nusser, den Chefredakteur der Boulevardzeitung Heute, der der Falter-Berichterstattung auf Twitter einen ganzen Thread gewidmet hat. Er versuche hier einen Stunt, leitet der Journalist seine Abhandlung ein, er wolle eine "differenzierte, inhaltliche, erhellende Debatte zur Geschichte" anregen. In 15 Punkten listet er seine fast durchwegs kritischen Bemerkungen auf. Und er schließt mit dem "vorsichtigen Fazit", dass es sich um "ein ziemliches Boulevardstück, zweieinhalb Wochen vor der Wahl strategisch gut platziert, mit hochinteressanten Passagen, einigen Schenkelprackern, aber auch Grenzüberschreitungen" handle. Schlusssatz: "Es wirft für mich mehr Fragen auf als es beantwortet."

Wir müssen mit Christian Nusser nicht einer Meinung sein. Aber wir nehmen seine kritisch-fundierte Kritik an und ernst. Lesen Sie selbst, es lohnt sich.

Das Streitgespräch kennt zwei Strategien, die gegnerische Position zu stürzen. Die eine widmet sich dem Gegenstand und arbeitet sich an ihm ab, die andere diskreditiert den Gegner und greift ihn persönlich an. Die erste dient der Sache, letztere dem Streit.

Ein anderes Boulevardblatt dieses Landes, die Krone, hat sich für den zweiten Weg entschieden, und am Mittwoch eine Kolumne von Michael Jeannée gedruckt, in der er Falter-Chefredakteur Florian Klenk in bösartiger Weise herabwürdigt. Die Zeilen sollen hier nicht wiedergegeben werden. Sie finden den Text per Suchmaschine.

Eine Debatte bringt nicht der Stärkere, sondern das bessere Argument voran. Wer nichts zu sagen hat, der hat verloren. Ihm bleibt nur der Untergriff.

Ich wünsche Ihnen einen guten Freitag. Und ein noch besseres Wochenende,

Ihre Eva Konzett


Reaktionen

"Unfassbar, was die @krone_at druckt! Volle Solidarität mit @florianklenk!" - Paul Ronzheimer, stv. Chefredakteur BILD und Autor einer Biografie über Sebastian Kurz

"bin ja gerne mal anderer Meinung als @florianklenk, der ein inspirierender kollege ist. das da von irgendeiner pfeife ist erbärmlich. einfach weiter machen!" - Ulf Poschardt, Chefredakteur Die Welt

"Hass und Hetze gegen unseren Kollegen @florianklenk in Österreich. Unfassbar." - Bastian Obermayer, Leiter des Ressorts Investigative Recherche der Süddeutschen Zeitung

"Wie Krone-'Starkolumnist' Jeannee Falter-CR @florianklenk diffamiert, ist wirklich unerträglich. Noch schlimmer finde ich allerdings, dass die Krone einen solchen Text veröffentlicht und dort niemand sagt: Sowas drucken wir nicht!" - ZiB-2-Anchorman Armin Wolf

"Lebe nur selten im 'Klenk-Universum.' ABER DAS GEHT GAR NICHT. Hier ist aus." - ORF-Journalist Hanno Settele

"Im Juli zeigte sich @krone_at CR Klaus Herrmann geläutert: Man wolle fairer berichten, das Gespräch mit der Branche suchen, sich dem @Presserat annähern etc. Meint er es ernst, darf er nicht akzeptieren, dass @florianklenk so widerwärtig beleidigt wird! #Solidarität" - Presseclub Concordia

"Pressefreiheit darf nicht dafür missbraucht werden, unliebsame Kollegen öffentlich zu erniedrigen und zu beleidigen." - Reporter ohne Grenzen Österreich

"Zack, zack, zack. Schon hat mein Anwalt Alfred Noll die Klagen gegen die Krone und Herrn Jeannee eingebracht. Beim Handelsgericht und beim Strafgericht. Wir fordern 100.000 Euro, denn der Text war an der prominentesten Stelle der Zeitungslandschaft, Seite 2 der Krone" - Florian Klenk, Chefredakteur Falter


Nachrichten Aus Dem Inneren

Wir haben im Moment sehr viel Besuch. Anfang der Woche war das Team vom ORF-Report hier, Puls24 schickte Kameras, am Donnerstag klopften die Kollegen des NDR-Medienmagazins Zapp an unsere Tür. Sie fragten, beobachtenen filmten. "Leise, hier wird ein Interview geführt", schallte es mehrfach aus dem Besprechungszimmer. Die Maskentische wurden auf- und abgebaut, die Lichtschirme ebenfalls. Und wir selber haben uns auch am Bewegtbild versucht, das Ergebnis können Sie hier sehen.


Post An Falter Maily

"Ich freue mich jeden Morgen auf das FALTER.maily, meine Frühstückslektüre. Informativ, kompetent und in richtiger Frühstücksmenge, wenn auch wegen der Inhalte oft schwer verdaulich." - Christine Karbus, 1150 Wien

"Ich kann für dieses Gratis-Service nur Danke sagen. Ich lese die Mails mit großem Interesse und bewundere Sie alle für Ihre mühsame Arbeit für investigativen Journalismus." - Christine Schönherr

"Lieber Herr Klenk! Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit die Sie (und alle im Falter!), besonders jetzt, verstärkt leisten. Ich spreche Ihnen auch meine besondere Hochachtung aus für Ihren sehr sachlichen und informativen Auftritt im Report." - Harald Schüßler

"Vor einiger Zeit sagte ich zu meinem Sohn, es müsste einfach wieder einmal etwas Gutes in die Welt kommen. Viele Regierungen, viele Menschen sind nicht sehr 'gut', viele wollen aber durchaus gut sein, man muss sie vielleicht manchmal nur daran erinnern. Dann kam Fridays for future. Und jeder, der versucht, für etwas mehr Vernunft, Wahrheit, Gerechtigkeit und Anstand einzutreten, trägt dazu bei. Also: Danke, ihr unermüdlichen Falterlinge. Und FALTER.maily ist noch einmal eine super Sache obendrauf!" - Roswitha Horak

"Lieber Florian Klenk, ich möchte mich ausdrücklich für die sehr klare und transparente Haltung des Falter in Bezug auf investigativen Journalismus bedanken." - Manfred Wewerka, 1220 Wien


Heute Im Fernsehen

ORF 3, 20.15 Uhr: Reiner Reitsamer präsentiert "Wahl 19 - Die Wochenanalyse".


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Diskussion zum Thema "Lügenpresse? Die Vertrauenskrise des Journalismus"