Es gibt schon wieder eine Kurz-Doku - FALTER.maily #1197
Hierzulande liegen Satire und Realität eng beieinander. Die Kurz-Film-Posse ist so ein Beispiel. Nachdem die Produktionsfirma eines PR-Films ...
die politische Entscheidung am Ende dieser Woche wird uns nicht überraschen. Sie verzeihen also, wenn ich mich nicht an den üblichen Spekulationen beteilige, sondern an eine antike Göttin erinnere, an Fama, die Göttin des Gerüchts. Der römische Dichter Ovid hat ihren Wohnort in seinen "Metamorphosen" so beschrieben:
Tag und Nacht ist es offen; und ganz aus klingendem Erze,
Tönet es ganz und erwidert den Laut, das Gehörte verdoppelnd.
Nirgend ist Ruh’ inwendig und nirgendwo schweigende Stille;
Doch auch nirgend Geschrei; nur flüsternder Stimmen Gemurmel.
Mit Gerüchten wird überreichlich Politik gemacht in diesem Wahlkampf. Kaum hat wer irgendwo ein Faktum, wie der Falter über die Wahlkampfkostenüberschreitung der ÖVP, setzt das Gemurmel ein und man redet von dunklen Hintermännern unserer Zeitung, man sehe ja, wer die finanziere. So etwa der Chefredakteur des Senders Servus TV, der sich wöchentlich als rechtsextremer Kasperl versucht. Er, dessen Sender jährlich mehr als eine Million Subvention von der Regierung erhält (2018 1,35 Mio.), hat entdeckt, dass auch der Falter öffentliche Gelder bekommt. Zwar weit weniger als der Sender des Milliardärs Mateschitz, und von türkis-blau sowieso fast nichts mehr, aber öffentliche Gelder.
Und mit wahren Gerüchten ersonnene wild durcheinander
Ziehn bei Tausenden um und rollen verworrene Worte.
Sogar der ORF inseriert im Falter! Da muss doch gepackelt werden, die linken Zecken schupfen sich die Storys zu. Und die Chefredakteurin des Kurier hat das Gerücht in die Welt gesetzt, der Chefredakteur des Falter – sie sagte nicht, welcher – wähle sozialdemokratisch.
Dort ist gläubiger Wahn und dort zutappender Irrtum,
Eitele Fröhlichkeit dort, bei dumpf anstarrenden Schrecken,
Aufruhr, jählich empört, und unverbürgte Gezischel.
Das jüngste Opfer des unverbürgten Gezischels ist Christoph Chorherr, der nunmehr ehemalige grüne Planungssprecher von Wien. Irgendwer fand, dass vor dieser Wahl den Grünen geschadet werden muss und frischte alte Anschuldigungen auf. Chorherr hat Spenden von Immobilienleuten und –firmen angenommen, aber die Zwecke, für die er sie in Südafrika verwendet hat, sind untadelig.
Auch Chorherrs Eintreten für das Heumarkt-Projekt war nicht erkauft, sondern seiner Überzeugung geschuldet, dass dieses Projekt gut und richtig ist. Ich teile diese Überzeugung nicht, aber ich kenne Chorherr seit Jahrzehnten und sage das jetzt einfach so: der Mann ist nicht korrupt. Wie soll einer sich gegen die Gerüchte wehren, die in Form von Anzeigen vorgebracht werden? Ja, er hat Fehler gemacht, aber vielleicht deswegen, weil er sich in der Sicherheit wiegte, er könne sie sich aufgrund seiner Integrität leisten. Ich warte auf den Nachweis, wo er sein Amt missbraucht hat!
Der Ex-Kanzler sagte, er verachte die Methode, jemanden anzuzeigen und dann auf dem Faktum der Anzeige herumzureiten. Was am Ende herauskommt, interessiere keinen mehr. Seine Klage gegen den Falter ist übrigens vergangenen Montag eingetroffen. Das Ergebnis interessiert vor der Wahl keinen mehr.
Eine trotz alldem schöne Woche wünscht Ihnen
Ihr Armin Thurnher
Das Magazin Profil gehört nicht mehr zur Newsgruppe Horst Pirkers (VGN Medienholding), sondern wieder zur Kuriergruppe. Herausgeber Christian Rainer hofft auf "einen kreativen Ausbau des einzigartigen Journalismus (…), den Profil in Print wie digital verfolgt." Horst Pirker hingegen will News investigativer machen, der Falter lasse dafür noch genug Platz. Machen wir gern.
Ein Berliner Gericht war der Ansicht, die Grünen-Politikerin Renate Künast müsse sich auf Facebook "dreckige Fotze" nennen lassen. Künast hatte gegen Facebook geklagt, weil ein rechter Blogger sie mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten derart geschmäht hatte.
"Wollen wir weiter sitzen und mit unseren Handies spielen, während diese Dunkelheit über uns fällt?" Die Guardian-Journalistin Carole Cadwalladr am Schluss ihres wirklich bemerkenswerten TED-Talks "Facebook's role in Brexit — and the threat to democracy".
Der einflussreichste Ökonom Deutschlands heißt auch in diesem Jahr Ernst Fehr. Der vorarlbergstämmige Verhaltensökonom wird gern als Schweizer tituliert. Maily-LeserInnen wissen mehr: Fehr ist Doppelstaatsbürger, studierte in Wien, war Assistent bei einem gewissen Professor Van der Bellen und publizierte als Mitglied des Roten Börsenkrachs gern seine frühen Texte im Falter.
Die Süddeutsche Zeitung interviewte Nina Horaczek, die Zeit redete mit Florian Klenk. Thema in beiden Fällen: die Pressefreiheit in Österreich.
Puls 4, 20.15 Uhr: Bei Puls 4 gibt es Wahlduelle, die drei in den Umfragen stärksten Parteichefs diskutieren miteinander:
Rendi-Wagner (SPÖ) mit Hofer (FPÖ),
Kurz (ÖVP) mit Hofer (FPÖ) und
Kurz (ÖVP) gegen Rendi-Wagner (SPÖ)
Soweit wir das überblicken, sind das die letzten TV-Duelle. Genießen Sie es!