It's the bribery, stupid! - FALTER.maily #1055
Ich würde meinen, wir müssen die Geschichte über Sebastian Kurz fabelhaften Aufstieg zum ÖVP-Chef und Kanzler grundsätzlich ...
eine Absurdität des Brexit-Dramas ist Ihnen bisher wahrscheinlich entgangen: weil 70 Prozent der Briten bei den Nachrichten abschalten, weil sie von der Endlosscheidung nichts mehr hören wollen, hat der TV-Sender Sky News einen brexitfreien Newskanal gegründet. Man muss sich das einmal vorstellen - ein „News“-Kanal ohne die wichtigste Entscheidung für Jahrzehnte.
Sky News ist vor ein paar Jahren von Medienmogul Rupert Murdoch an den US-Konzern Comcast verkauft worden. Die Eigentümer erhoffen sich Werbebuchungen, die genau auf das Segment der Brexit-News-Muffel abzielen. Sky News Brexit Free sendet täglich fünf Stunden. Die turbulenten Szenen aus Westminister kann man glücklicherweise auf den regulären Kanälen verfolgen.
Hunderttausende junge Leute haben letzten Woche für ein zweites Referendum demonstriert. Großbritannien hat die größte proeuropäische Massenbewegung unserer Tage, während die Regierung auf Biegen und Brechen die Scheidung von Europa betreibt. Eine Polarisierung, die die britische Gesellschaft auf Jahre hinaus spalten wird.
Den aktuellen Stand des Austritts und die Folgen für Europa hören Sie im heutigen Falter-Podcast. Die Politologin Melanie Sully erklärt uns die Winkelzüge der britischen Innenpolitik. EU-Experte Stefan Lehne sagt, wie sich das Kräfteverhältnis in der EU verschiebt. Und die grüne Europapolitikerin Ulrike Lunacek gibt aus aktuellem Anlass Einblicke, wie sich die Grünen in Regierungsverantwortung mit konservativen Parteien in anderen Staaten tun. Für Türkis-Grün in Österreich, sollte es so kommen, hat die ehemalige Vizepräsidentin des Europaparlaments, klare europapolitische Erwartungen. Aber hören Sie selbst.
Die SPÖ hingegen zeigt nach ihrer Wahlniederlage, wie Selbstbeschädigung funktioniert. Es gibt noch Raum nach unten, warnen Insider. Kenner der SPÖ erwarten, dass die internen Machtkämpfe nach den Wahlen in der Steiermark erst so richtig losgehen. Das ist in vier Wochen.
Wie es besser geht, zeigt die SPD. Seit Wochen touren Kandidatinnen und Kandidaten für die Parteiführung durch das Land. Mit zehntausenden Aktivisten haben sie ihre unterschiedlichen Vorstellungen diskutiert. Ausgezählt wird kommenden Samstag. Die letzte interne Wahlveranstaltung der Sozialdemokraten fand in München statt.
Als Favorit gilt das Duo mit Finanzminister Olaf Scholz und der brandenburgischen Landtagsabgeordneten Klara Geywitz. Die beiden wollen die Große Koalition mit CDU/CSU eher weiterführen. Mehrere linke Bewerber für die Doppelspitze halten dagegen. Einen kurzen Überblick bietet die Süddeutsche Zeitung.
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen für einen guten Tag,
Ihr Raimund Löw
Einen nicht ganz bierernsten Rückblick auf die SPD-Parteichefs der jüngeren Vergangenheit bietet ein kurzweiliges Video der Süddeutschen Zeitung.
Sozialdemokratische Vordenker, auch das hat es in der SPD gegeben. Zu ihnen gehörte Erhard Eppler, der am letzten Wochenende 92jährig gestorben ist. Eppler war eine moralische Autorität und er hat riesigen Einfluss auf die Friedensbewegung der 1980er-Jahre gehabt. Lange bevor das modern war, propagierte er die Verbindung von Wirtschaft und Ökologie. SZ-Chefredakteur Heribert Prantl nennt Erhard Eppler einen idealistischen linken Patrioten.
Bei uns kaum wahrnehmbar läuft der Vorwahlkampf der Demokraten. Ungeachtet der täglichen Lawine von Schmutz und Lügen aus dem Weißen Haus des Donald Trump stellt sich das andere Amerika für den Kampf um die Präsidentschaft 2020 auf. Bernie Sanders ist nach einem Herzinfarkt wieder voll da. Und der bisherige Favorit Joe Biden ist in mehreren Umfragen durch die linke Senatorin Elizabeth Warren vom ersten Platz verdrängt worden. Eine Zusammenfassung der jüngsten Diskussion der Kandidaten liefert der Podcast der New York Times „The Daily“.
Etwas beunruhigend ist eine umfangreiche Recherche der New York Times, wonach das Wahlkampfteam von Trump das Internet und die Sozialen Medien ungleich besser nützt als die Demokraten. Die Vielzahl der Bewerber bei den Demokraten sorgt zwar für interessante Diskussionen, aber Trump ist mit seiner professionellen Lügenpropaganda im Internet effizienter.
In Chile haben sind die Proteste gegen eine Preiserhöhung im öffentlichen Verkehr zum Volksaufstand der Jugend geworden. Der konservative Präsident ließ Panzer auffahren. Erinnerungen an den Putsch 1971 wurden wach. Es gab viele Tote und Verletzte. Die Regierung musste nachgeben. Die Illusion vom wirtschaftsliberalen Musterland Lateinamerikas ist verflogen. Das amerikanische Magazin The Atlantic dokumentiert dramatische Szenen.
ORF 3, 17.40 Uhr: Die ORF-Kollegen bieten Zeitgeschichte und wiederholen diese Woche Hugo Portischs legendäre Reihe „Österreich I“. Heute: „Die unterschätzte Republik“