Srebrenica - FALTER.maily #1049
Der österreichische Politikwissenschaftler Walter Manoschek ist ein Kapazunder im Bereich der Holocaust-Forschung. Seine Arbeit zur Verfolgung ...
bevor der Mensch das Geld erfand, nahm er, was die Natur ihm gab: Kauriperlen, die Gehäuse einer Meeresschnecke. Sie wurden fast 4000 Jahre bis ins 19. Jahrhundert im Tauschhandel verwendet. Die "Kaurimuschel" war fälschungssicher und durch Naturgesetze standardisiert. Simpel. Wiedererkennbar. Banken oder Regierungen im Hintergrund gab es keine. Man brauchte sie auch nicht.
Eine Art digitale Kaurimuschel, eine "simple globale Währung", schwebte auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor: Libra soll die Kryptowährung auf der Blockchain-Technologie basierend heißen. Überweisen im Internet soll so einfach werden wie das Versenden einer SMS. Ein Zahlungsverkehr billig, grenzüberschreitend, ohne Intermediär.
Doch Libra ist keineswegs dezentral, auch wenn Facebook seine Projekt gerne so präsentiert. Es wird an einen Währungskorb gebunden werden. Dazu kommt die Größe Facebooks: Mehr als 2,7 Milliarden Facebook-User wären potenzielle Kunden. Kein soziales Netzwerk ist größer.
Und dann geht es um die Daten. Sind die Aufzeichnungen über die Finanztransaktionen bei Facebook sicher? Wer verhindert die Weitergabe an Dritte? Der Skandal rund um Cambridge Analytica hat die skandalöse Haltung des Tech-Konzerns zu Datenschutz an den Tag gelegt. Erst im Sommer hat die US-Handelsbehörde FTC Facebook mit fünf Milliarden Dollar bestraft – wegen Verstößen gegen den Datenschutz. Partner wie Mastercard und Visa sind schon aus Libra ausgestiegen. Die EU zeigt sich skeptisch. "Sie werden mächtige Einbruchswerkzeuge machen. Und ihre Geschäftspartner werden die Einbrüche durchführen", sagte am Dienstag im US- Kongress der demokratische Abgeordnete Brad Sherman zu Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einem sechs Stunden währenden Kreuzverhör. Zweifel an Libra konnte er nicht ausräumen.
Der Wert der Kaurimuschel lag nie in ihrem perlmuttbeschichteten Gehäuse, sondern im gegenseitigen Vertrauen. Facebook und Zuckerberg haben dieses Vertrauen verspielt.
Ihre Eva Konzett
Falter-Autorin Anna Goldenberg beschäftigt sich regelmäßig mit den (Un-)Tiefen von Facebook. Zuletzt hat sie den früheren Facebook-Investor und jetzigen Kritiker Roger McNamee getroffen. Das kann man hier hören oder lesen. In Text und Bewegtbild und unglaublich umfangreich nähert sich die Financial Times Libra in diesem Schwerpunkt an. Die gesamte Anhörung im Finanzausschuss des US-Kongress finden Sie hier bei der Washington Post.
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