Kowall und Zwander - FALTER.maily #1100
Ich möchte Ihnen heute von zwei Sozialdemokraten erzählen, die ich in den vergangenen Jahren doch recht intensiv beobachten konnte und die ...
Es war ein sonniger Jännermorgen voriges Jahr, als ich mich in den Zug setzte, um ein Buch abzuholen. Eine Person, die anonym bleiben möchte, übergab mir auf einem Bahnhof das Liederbuch der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt, deren stellvertretender Vorsitzender damals der FPÖ-Politiker Udo Landbauer war. Wir veröffentlichten die schlimmsten antisemitischen Passagen (siehe https://www.falter.at/zeitung/20180123/wir-schaffen-die-siebte-million) und der Liederbuchskandal nahm seinen Lauf.
Vergangene Woche tauchte das dritte Liederbuch mit ebenso widerlichen Textpassagen auf. Diesmal im Bücherregal des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Wolfgang Zanger. Auch diesmal lautet die Strategie der Freiheitlichen: Aussitzen. Wer sich wundert, dass ausgerechnet der neue FPÖ-Chef Norbert Hofer keine Konsequenzen setzt, obwohl dieser als sanftere Version von Heinz-Christian Strache gilt, hat nicht verstanden, mit wem er es zu tun hat.
Zwar hat Hofer im Gegensatz zu Strache seine Jugendjahre nicht im Neonazi-Millieu verbracht. Aber spätestens seit er 2013 erstmals zum Dritten Nationalratspräsidenten gewählt worden war, umgibt er sich mit deutschnationalen Burschenschaftern und Mädelschafterinnen. In Hofers Kabinett im Verkehrsministerium arbeitete ein führendes Mitglied der Mädelschaft Nike. Diese rechtsextreme Vereinigung postete am 8. Mai, dem Tag der Befreiung von Nazi-Deutschland, trotzig: „Den ‚Tag der Befreiung‘ wollen sie uns sagen hören? Unsere Großeltern und unsere Geschichte lehren uns Anderes. Wir feiern nicht.“ Hofer selbst wurde mit 42 Jahren Ehrenmitglied der deutschnationalen Mittelschulverbindung Marko-Germania zu Pinkafeld.
Als der Falter im März 2018 ein ebenso widerliches antisemitisches Liederbuch der Burschenschaft Bruno Sudetia publik machte, deren Vorsitzender ein langjähriger Hofer-Intimus ist, verteidigte Hofer diesen.
Nun ist Hofer wieder Nationalratspräsident. Gewählt von 123 der 166 gültig abgegebenen Stimmen der insgesamt 183 Nationalratsabgeordneten.
Ihre Nina Horaczek
Wenn Sie mehr über das Netzwerk deutschnationaler Burschenschafter und Mädelschafterinnen in den FPÖ-geführten Ministerien während der türkis-blauen Regierung wissen möchte, empfehle ich Ihnen den Artikel "Heil dir im Ministerium", den der Falter im Jänner 2018 veröffentlichte: https://www.falter.at/zeitung/20180109/heil-dir-im-ministerium
Nicht nur die FPÖ ist in die rechtsextreme Szene vernetzt. Im neu erschienenen Buch "Angriff auf Europa. Die Internationale der Rechtsextremismus" haben Journalistinnen und Journalisten aus sieben Ländern die Verbindungen rechtspopulistischer Parteien zur rechtsextremen und neonazistischen Szene untersucht. Der Falter vertritt Österreich in diesem Recherchenetzwerk "Europe's Far Right", auf dessen Recherchen dieses Buch aufbaut. Sie können es bequem in unserem Falter-Shop bestellen: https://shop.falter.at/detail/9783962890537