Grönemeyer hat auch keinen Plan - FALTER.maily #1048
Morgen erscheint "Das ist los", Herbert Grönemeyers 16. Album. Ich freue mich immer, wenn der deutsche Sänger Neues ...
wenn Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zur Eröffnung einer Wohnhausanlage ausrückt, geht es um etwas. In diesem Fall um die Mutter aller roten Prestigeprojekte: den Gemeindebau. 15 Jahre ist es her, seit die Stadt den letzten fertigstellte, knappe vier Jahre seit Ludwigs Vorgänger Michael Häupl beschloss, Wien werde wieder Gemeindebauten errichten. 2000 Wohnungen waren innerhalb der nächsten Herbst auslaufenden Legislaturperiode geplant. Wird sich nicht ganz ausgehen: Mit dem neuen Barbara-Prammer-Hof in Favoriten wurden nun erst 120 Wohnungen übergeben.
Der Gemeindebau gilt als eine der größten gesellschaftlichen Errungenschaften der Stadt, als heiliger Gral der Sozialdemokratie, Gentrifizierungsbremse und Antidot für galoppierende Mietpreise. Schließlich verwaltet Europas größte Hausverwaltung, Wiener Wohnen, rund 220.000 Wohnungen, in der ein Viertel aller Wienerinnen und Wiener leben. Anderswo ein unvorstellbarer Luxus, in Wien hingegen oft Grund für Kritik. Während die einen nach mehr leistbaren Wohnraum rufen – immerhin sind die Bruttomieten bei privaten Neuverträgen in Wien in den vergangenen zehn Jahren um rund 40 Prozent gestiegen –, wollen andere, konkret die ÖVP, den Gemeindebau am liebsten privatisieren, oder zumindest die Mittelschicht rauskicken und somit dafür sorgen, dass auch in Wien No-Go-Areas entstehen.
Ob es Wien künftig gelingt mittels sozialem Wohnbau die steigenden Preise auf dem privaten Sektor auszutarieren, wird in den Händen der amtierenden Stadtregierung liegen. Denn: Die Mieten im Barbara-Prammer-Hof und allen anderen Nachkriegs-Gemeindebauten sind nur bis Ablauf der Förderung (üblicherweise 25 Jahre) begrenzt, danach bestimmt, wer bei Wiener Wohnen oder den Bauträgern das Sagen hat, ob die Wohnungen weiterhin günstig vermietet werden oder nicht. So oder so, die Stadt muss sich ganz schön ins Zeug legen, um die mindestens 9000 geförderten Mietwohnungen, die Wien jährlich bräuchte, zu bauen. Im Vorjahr waren es gerade mal 5791.
Schönes Wochenende!
Ihre Birgit Wittstock
Sie können es leider nicht mehr kaufen, aber gehen Sie doch mal wieder in die Bücherei und borgen Sie sich Max Winters "Das schwarze Wienerherz" aus. Darin können Sie nachlesen, wie es sich in Wien Anfang des 20. Jahrhunderts lebte.
Worüber man sich in der SPÖ abseits von Gemeindebauten Gedanken machen sollte, lesen Sie in Lukas Matzingers Bericht über die Standplatzvergabe auf dem Wiener Christkindlmarkt.
Wie sich der soziale Wohnbau über die Jahre entwickelte, können Sie in diesem ORF Panorama online nachsehen.
Unser Radio-Spot "Verschwörungs-Bubble" wurde am Donnerstag Abend mit dem ORF-Werbehahn in Bronze ausgezeichnet! Hier können Sie unsere Spots nachhören. Wir freuen uns sehr und bedanken uns bei der Werbeagentur Jung von Matt/Donau und dem Tonstudio Soundfeiler.