Grün. Gold - FALTER.maily #73

Nina Brnada
Versendet am 22.11.2019

die ÖVP-Grüne Koalition gibt es noch längst nicht, doch sie sorgt im Ausland jetzt schon für Aufsehen. Und zwar nicht für negative, so wie Schwarzblau, sondern für ausnehmend positive. Niemand geringerer als Irlands bürgerliche Premierminister Leo Varadkar (auf den im Zuge des Brexit derzeit alle Augen gerichtet sind) bezeichnet eine mögliche Zusammenarbeit von ÖVP und Grünen in Wien als "österreichischen Prototypen für Europa". Ebenso der Bayer Manfred Weber, Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volksparteien (EVP) im EU-Parlament; für ihn ist ÖVP-Grün ein "Zukunftsmodell". Beim Kongress der EVP in Kroatiens Hauptstadt Zagreb gestern wollten alle wissen, wie es vorangeht mit der Bildung der österreichischen Regierung – von Deutschlands Kanzlerin Merkel bis zur designierten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, wie die Presse berichtet.

Bei so viel Vorfreude kann man förmlich sehen, wie sich die Christdemokraten das vorstellen: Sie schrauben für die Grünen den Katzentisch zusammen. Auf dem darf sich dann der Juniorpartner mit Umweltklötzen, deren Ecken schön abgeschliffen sind, still beschäftigen, während die Erwachsenen, also sie selbst, sich die wichtigen Dinge unter sich ausmachen.

So hätte man möglicherweise gern im EU-Ausland vor – aber auch in Wien scheinen die Bürgerlichen derlei Hoffnungen zu hegen. Kurz-Intimus Gernot Blümel etwa meinte vergangene Woche in der Zeit im Bild 2 bei Armin Wolf, die ÖVP sei für „eine klare Migrationspolitik, Standortpolitik und Steuersenkungen und die Grünen vor allem für Klimaschutz, Umweltschutz“ gewählt worden.

Die Grünen sind natürlich für viel mehr gewählt worden als für Umweltschutz. Ihre Wähler sehen in ihnen auch einen Gegenpol zur ÖVP und FPÖ in Sachen Migrationsfragen und Soziales genauso, wenn es um politische Kultur und Transparenz geht. Das sollte die ÖVP nicht vergessen, die Grünen aber genauso wenig.

Ihre Nina Brnada


Aus Dem Archiv

Gernot Blümel war in seinem früheren Leben Kulturminister. Falter-Feuilletonchef Matthias Dusini hat ihn ausführlich porträtiert


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