Fakten - FALTER.maily #83

Florian Klenk
Versendet am 04.12.2019

Casinos, Ibiza, Gold und Spesen - es brummt uns schon allen der Kopf vor lauter Affären. Fast jeden Tag plumpsen uns Akten in die Hände, Whistleblower und Informanten machen offenbar reinen Tisch.

Steht jetzt auch eine der größten Korruptionsaffären der Zweiten Republik, der Kauf der Eurofighter, vor der Aufklärung? Es scheint so, offenbar beginnt ein Whistleblower auszupacken.

Wie erinnern uns: die Taskforce Eurofighter des Verteidigungsministeriums geht davon aus, dass rund um den Ankauf der Abfangjäger durch die Regierung Schüssel etwa 185 Milliionen Euro Bestechungsgeld ins Regierungsumfeld geflossen sein konnten und zwar über eine Eurofighter-Firma namens Vector Aerospace

So fanden Revisoren von EADS eine Überweisung über 1,5 Millionen Euro im April 2006 an „Unbekannt“. Die Spur des Geldes führt über eine Tochterfirma zur Abn-Amro-Bank. Wie der Zufall so will, tauchte kurz vor dem Ende des Eurofighter-U-Ausschusses ein Scheck der Abn-Amro Bank über 1,5 Millionen Euro auf, ausgestellt für Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, ehemalige BZÖ-Werbeagenturchefin und spätere Landesrätin in Niederösterreich für das Team Stronach. Im Sommer 2006 brauchte Jörg Haider Geld für seinen Wahlkampf. Kaufmann-Bruckberger organisierte diesen.

Ein Fake sei dieser Scheck, sagte Kaufmann-Bruckberger, doch die Ermittler glauben ihr nicht, denn auch in einer anderen Affäre (Kärntner Seen) soll sie Jörg Haider 700.000 Euro Schmiergeld übergeben haben. Doch Beweise hatten die Behörden im Fall Eurofighter nicht. Vergangene Woche aber langte bei der Justiz eine höchst brisante Sachverhaltsdarstellung ein, die in Kopie auch exklusiv an den FALTER ging. Dort wird von einem Insider minutiös beschrieben, welchen weiteren Weg das Geld genommen haben soll - angeblich liegt das Geld in der Schweiz. Treuhandkonten, Treuhänder und Banksafes werden genannt. Die Justiz ist seltsamerwiese aber noch nicht ausgerückt.

Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse um diese Smoking-Gun nun exklusiv hier aufgeschrieben. Wir dürfen gespannt sein, wie intensiv nun ermittelt wird.

Ihr Florian Klenk


Nachrichten Aus Dem Inneren

Ein Abschied. Vor drei Jahren habe ich einen Anruf vom Pressesprecher der Statistik Austria erhalten. Der Chef des Hauses, Konrad Pesendorfer, wolle mit mir gerne auf einen Kaffee gehen. Wir trafen uns im Landtmann und Pesendorfer beklagte bei Melange und Apfelstrudel, der Datenschatz seines Hauses werde medial kaum benutzt. Während wir die Mehlspeisen verzehrten, erzählte Pesendorfer über seine Zahlen, nein, er malte mit seinen Daten das größere Bild unserer Gesellschaft. Bildungswesen, Gesundheitswesen, Pensionswesen: mit Pesendorfers Fakten verstand man die Welt ein bisschen besser. Der Mann war faszinierend.

Wir schmiedeten also einen Plan: Pesendorfer, so die Idee, stellt Woche für Woche die spannendsten Zahlen der Statistik Austria im Falter dar, fein illustriert mit Grafiken. Zuerst geschah dies in Interviews, die ich führte, dann in einer von Pesensdorfer und seinem Team erarbeiteten Kolumne. Die spannendsten Texte fassten wir auch in zwei Büchern („Zahlen, bitte!“) zusammen.

Der Regierung Kurz passte der Freigeist Pesendorfer indes nicht. Der Fachmann (einst im Kabinett Faymann tätig) widersetzte sich den Zugriffen parteipolitischer Message Control und lehnte Desinformation ab. Die Konsequenz: Pesendorfers Vertrag als Chef der Statistik Austria wurde auch von Kanzlerin Brigitte Bierlein nicht verlängert. Somit stellen wir diese Woche leider auch die beliebte Kolumne "Zahlen, bitte!" ein. Barbara Tóth hat mit Pesendorfer aber noch ein großes Abschiedsinterview geführt. Ich danke Konrad Pesendorfer im Namen des Falter für die jahrelange wunderbare Zusammenarbeit!


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Empfehlung

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