Manche Welt liegt in Innsbruck - die wahre ist es nicht - FALTER.maily #1207
Gestern Abend hatte ich zwei sehr liebe Freundinnen zu Besuch. Die eine arbeitet als Grafikerin, die andere im Bankwesen. Wir hatten einander ...
In England hat Labour die Wahl verloren, weil Jeremy Corbyn zur entscheidenden Frage, zum Brexit, nicht Stellung nahm. Sein Konkurrent Boris Johnson zeigte, wie man mit einem einfachen Slogan und vielen Lügen siegt. Wie Donald Trump errang er mit einer Minderheit der Stimmen die Mehrheit der Sitze, die Tories erreichten mit 44 Prozent der Stimmen 56 Prozent der Sitze. Parteien, die den Brexit befürworteten, errangen bei dieser Wahl 47 Prozent, die Gegner 51 Prozent. Dennoch unterlagen sie. Das Wahlrecht war auf ihrer Seite.
Wie auch auf der von Donald Trump, der diese Woche mit dem Beschluss des Kongresses konfrontiert wurde, das Amtsenthebungs-Verfahren gegen ihn in Gang zu setzen. Trumps Republikaner haben im Senat die Mehrheit, also braucht er keine Abwahl zu befürchten, wenn alles so läuft, wie er sich das vorstellt. Wie er sich das vorstellt, hat er, einem Bericht der New York Times https://nyti.ms/2PJHE6i zufolge, im privaten Kreis schon verraten. Er will die Sache nicht schnell niederstimmen lassen, sondern bis zur Wahl im November 2020 auskosten, um für sich als „verfolgende Unschuld“ Stimmung zu machen. Die Fakten sprechen gegen Trump, sind aber in einem so instrumentalisierten Impeachment-Prozess nicht gefragt.
Das Recht ist eine flüssige Angelegenheit. Das ließ sich auch in Österreich besichtigen, als der Verfassungsgerichtshof die Umwandlung der neun Gebietskrankenkassen zu einer Österreichischen Gesundheitskasse für rechtens befand, in der nicht mehr Arbeitnehmer mit ihrer Mehrheit die Verwaltung bestimmen, sondern die Minderheit der Unternehmer. Selbst konservative Kommentatoren fanden das merkwürdig. Übrigens war die ÖGK eines der wenigen schwarzblauen Reformprojekte, das rechtlich Bestand hatte.
Das Interessante daran ist, dass Menschen, denen Rechte genommen werden, selbst zuvor bei einer demokratischen Wahl dafür gestimmt haben. Ob Labour-Anhänger im „Red Wall“ des Nordens, die Johnson wählten, weil sie sich nach einem Brexit bessere Lebensumstände erwarten, diese von einem Tory-geführten England (vielleicht nicht mehr Großbritannien) bekommen, wird man sehen.
Wehleidigkeit ist unangebracht. Auch sozialdemokratische, grüne oder linke Parteien haben die Möglichkeit, Menschen auf ihre Weise wenn nicht zu überreden, so doch zu überzeugen. Das Problem ist vielleicht weniger, dass die westliche Welt von Demagogen und Meinungsmanipulanten gesteuert wird, sondern dass ihnen keine angemessenen Gegner gegenüberstehen.
Eine schöne Woche wünscht Ihnen
Ihr Armin Thurnher
Was kann es bedeuten, wenn Wolkenbetrachtung immer mehr Anhänger findet? Die New York Times widmete der Wolkenwürdigungsgesellschaft https://twitter.com/CloudAppSoc einen großen Bericht („Nature’s best Poetry). Im Dunstkreis des Falter haben wir Klaus Nüchtern, der als @ClousInTheSky seit sieben Jahren der Wolkenbetrachtung frönt. Wolkenskepsis kann man allenfalls in der digitalen Welt erkennen, über die „dunkle Wolke, die Cloud, eine anonyme Industrie über unseren Häuptern, die zu regulieren wir nicht imstande oder willens sind“.https://shop.falter.at/detail/9783710603662. Man könnte natürlich auch über die gescheiterte Klimakonferenz reden, aber das tun eh alle.
Experte Alfred Tatar ist der charismatische König des selbstironischen expertischen Schwurbelsprech. Gestern sagte er auf Sky Austria über das Spiel LASK – Sturm Graz (3:3), verglichen damit sei ihm das deutsche Spitzenspiel Wolfsburg – Mönchengladbach (2:1) vorgekommen, als liefe es im Schneckentempo. Was der LASK (auch der WAC) in der Europa League, Salzburg in der Champions League leisteten, war beachtlich. Bei Wolfsburg erzielte Ex-Salzburger Xaver Schlager ein Tor, Trainer Oliver Glasner kam vom LASK. Bei Mönchengladbach spielte Stefan Lainer (zur Pause verletzt ausgeschieden), Trainer Marco Rose kam von Salzburg. Gute Vorzeichen für Österreichs Fußball!
Seit Tagen, ja Wochen werkten die Fachleute des Bösen im Falter, um die Kultausgabe des Jahres zu erstellen, mit Hörner auf dem Cover und Platzierungen auf der höllischen Liste. Die Identität dieser von leichtem Schwefelgeruch umspielten Gestalten kann natürlich nicht bekanntgegeben werden, das Böse west im Finstern. Der Spitzenreiter der Liste dürfte in diesem Jahr nicht schwer zu erraten sein, um so schwerer der Rest. Verpassen Sie ihn nicht. Best of Böse, im nächsten Falter.