Das kurze Leben des Mörders Alen R. - FALTER.maily #11200
Alen R. ist tot, es war Suizid. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Amokfahrer von Graz in seiner Zelle in der Justizanstalt Stein gefunden ...
Etwas Prophetisches ist im Gang, es wird uns täglich verkündet, und siehe, es wird zustande kommen, weder die Heiligen Drei Könige noch der Heilige Bundeskongress werden daran etwas ändern. Österreich hat seine erste Türkis-Grüne Regierung. Das ist doch schon etwas.
Wir verkneifen uns hier alle Bosheit, so gut es geht (es geht nicht gut), und sehen das Positive: die FPÖ regiert nicht mehr mit. Das könnte ein Anlass sein, einmal ganz in Ruhe zu untersuchen, wie es gelang, in einem ein relativ gemütlichen, als sozial vorbildlich angesehenem Ländchen politisch-moralische Standards zu etablieren, die das auf Türkis-Grün geprägte maliziöse Wort „Orban Gardening“ (Robert Misik) nicht ganz absurd erscheinen lassen.
Der Kanzler kümmert sich nämlich ab jetzt selbst um die Medien, las man. Auch das ist nicht ungewöhnlich, jeder Kanzler ist ein Medienkanzler, ohne Sun kein Johnson, ohne Fox-News kein Trump (von den Social Media schwiegen wir). Ob das eine Neuorientierung der Medienpolitik mit sich bringt oder eine Verschärfung des bisherigen Kurses: Regierungskohle satt für private Unterhaltungsunternehmen (Fellnerei), tendenzielles Aushungern demokratisch notwendiger Medien (ORF) und kein Konzept gegen die Silicon-Valley-Mogule?
Sie sehen, es gibt weiterhin viel zu beobachten im Land. Zuerst geht es darum, ob grünen „Superministerien“ soviel Substanz entzogen wird, dass man schon von Entkernung sprechen kann, etwa wenn das Sozialministerium die Arbeitsmarktagenden verlöre. Man wird sehen, ob sich Reformwille an Klientelbedienung reibt und wie diszipliniert uns das alles einmassiert wird. „The Medium is the Massage“, sagte Marshall McLuhan schon 19 Jahre von Kurz’ Geburt.
Da wir zum Jahresbeginn nur in Maßen boshaft sein wollen, erfreuen wir uns derweil an einem grünen Justizministerium und ärgern uns nicht darüber, dass die schwarze Erbpacht Innenministerium dort wieder Böcke zu Gärtnern machen wird. Erfreuen wir uns daran, dass die Blauen gifteln und safteln, und ärgern wir uns nicht über die Mittel, die sie dabei anwenden. Denen ist auf Weiteres der Ibizahn gezogen.
Nein, wir wollen auch nicht die ÖVP in LVP umbenennen, in „Langjährige Vertrauten Partei“. Vielmehr sollten politische Konkurrenten bedenken, wo denn ihre Vertrauten sind, die der Kanzler dutzendweise aus den Kulissen zieht. Ja, Österreich wird von Kurz und „langjährig Vertrauten“ regiert. Das erinnert an die Ära Faymann, nur waren das damals vier Leute. Man weiß nicht, ob man es zur Nachahmung empfehlen soll.
Vielmehr empfehle ich Ihnen: Bleiben Sie gelassen, lassen sie sich von keinem Medium massieren, entspannen Sie sich, aber geben Sie Ihre Wachsamkeit nicht auf. Wir werden versuchen, Sie nach besten Kräften dabei zu unterstützen.
Ihr Armin Thurnher
„Wohltun wo man kann, Freiheit über alles lieben, Wahrheit nie – auch sogar am Thron nicht – verleugnen“, das schreibt Beethoven 1793 in sein Tagebuch. Das zitiert der große Pianist und Mensch Igor Levit in einem Essay im Tagesspiegel, in dem er auch auf Morddrohungen reagiert, die er erhielt, weil er jüdisch ist. Not too long to read und ein idealer Auftakt zum unvermeidlichen Beethovenjahr.
Der unermüdliche Raimund Löw stellt feine Podcasts in Serie zusammen. Ihr Briefautor durfte mit Dirk Stermann plaudern. Es war schon im November, aber wir hatten Spaß, und hoffen, Sie auch…
Die beliebte Falter-Ausgabe Best of Böse wird durch die aktuellen Ereignisse nicht entwertet. Möglicherweise haben Sie Glück, und sie können sie in der Trafik Ihres Vertrauens noch erwerben. Abonnentinnen lesen Sie natürlich in der App!